News von der Glarner reformierten Landeskirche

Pfarrerin, Pfarrer werden - aber wie?

von Pfarrer Beat E. Wüthrich
min
23.01.2024
Der Pfarrberuf ist ein erfüllender Beruf und in Zeiten von Pfarrpersonenmangel gesucht. Pfarrer Beat E. Wüthrich aus dem Chlytal schreibt über die Fragen, die er immer wieder von Jugendlichen gestellt bekommt.

Jugendliche interessieren sich für den Glauben und befragen uns Pfarrpersonen. Folgende Punkte kamen von Jugendlichen und dazu lesen Sie in etwa meine Antwortversuche.

Wie kann jemand Pfarrer, Pfarrerin  werden?

Ich glaube, es braucht eine Berufung. Es ist nicht nur ein Beruf, den man lernt, weil man denkt «das gefällt mir» oder «da verdiene ich genug», sondern es ist im Zusammenhang mit einer inneren Überzeugung. Ich denke, es fliesst aus dem Bewusstsein der göttlichen Gegenwart und dem Drang zur Nächstenliebe. Man könnte auch sagen: Glauben an Gott und Glauben an den Menschen. Das bezeugt auch das sogenannte «höchsten Gebot»: «Liebe Gott von deinem ganzen Herzen... und deinen Nächsten wie dich selbst».

Dann führt der Weg über Theologiestudium und Praktikum zu einer Wahl und Installation in einer Kirche, die mit Gelübde der angehenden Pfarrperson gefeiert wird.

These: «Jeder von uns hat ein Zugang zu Gott, aber jeder einen anderen.» 

Wie stehen Sie zu unserer These? 

Weshalb stimmt diese Aussage und weshalb nicht?

Ich stimme dem ersten Teil der These voll und ganz zu. Der Stall von Bethlehem kann dafür zu einem vielsagenden Symbol werden. Der Stall ist kein verriegeltes Haus. Kein zu hoher Berg, kein Schloss wo man nicht einzutreten wagt. Sogar Tiere dürfen herein. Ich hatte auch schon einen Hund an einer Trauung (Psst!). Jeder hat einen Zugang zu Gott. 

Die Christen glauben, dass Jesus Christus für alle Menschen gekommen ist. Ob sie das jetzt wissen und ihren Glauben so praktizieren oder nicht. In vielen Religionen wird Gott auch als zugänglich dargestellt. Wir haben alle nur einen Teil der Erkenntnis, auch die Christen. «Wir erkennen stückweise», sagt die Bibel, darum brauchen wir einander.

Der zweite Teil «...jeder hat einen anderen», ist wohl etwas überspitzt. Darum haben wir ja ganz grosse Glaubensgruppen (Religionen) die den «Zugang zu Gott» miteinander teilen. Wir Menschen sind zwar Individuen, aber so individualistisch wie es uns die moderne Gesellschaft oft weismachen will, sind wir nun doch nicht. Wir teilen vieles, auch den Glauben und wir brauchen einander um unseren Überzeugungen zu verifizieren, komplettieren, allenfalls korrigieren und auszuleben.

Dann ist es auch so, dass zwar jeder einen Zugang zu Gott hat, aber offensichtlich nicht jeder davon Gebrauch macht. Wer andere Menschen im Namen Gottes umbringt, wer den Namen von Jesus für seine politischen Kampagnen missbraucht, wer das Leben von Frauen und Kindern zur Hölle macht, Leute ermordet, um an der Macht zu bleiben, der hat den Zugang zu Gott ganz und gar verpasst. Auf diesem Weg begegnet man weder der Krippe noch Gott.

Darüber ist sich jede Religion einig, die auch nur im entferntesten Sinn den Namen «Religion» verdient hat (Religion = relier = wiederverbinden von Gott und Mensch und Mensch und Mensch, wie man den Begriff interpretieren kann).

Ein gutes neues Jahr, wünsche ich euch allen.

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