News von der Glarner reformierten Landeskirche

Zwingli drei Felder zurück

min
09.05.2017
Das Reformationsjubiläum macht auch vor der Schule nicht Halt: Ein neues Brettspiel will Kindern die Geschichte der Reformation in der Schweiz näher bringen. Es wurde am Montag in Freiburg präsentiert.

Zur Playmobilfigur hat es Zwingli bisher nicht gebracht. Wenigstens gibt es ihn jetzt als Spielfigur: Zwingli ist einer von fünf Reformatoren im neuen Gesellschaftsspiel «Reformation in der Schweiz». Damit sollen 10 bis 13-Jährige spielerisch mit der Reformation hierzulande vertraut gemacht werden.

Das Spiel fülle eine Lücke, sagt Ursula Lievenbrück vom Medienzentrum der Pädagogischen Hochschule Freiburg, die das Spiel mit einem Team entwickelt hat. Didaktisches Material über die Schweizer Reformation sei bisher nur spärlich vorhanden oder aber beleuchte nur einen Teilaspekt wie etwa die Zürcher Reformation. Auch sei das Material oft aus der Perspektive der Reformation in Deutschland hergeleitet.

Die fünf Köpfe der Schweizer Reformation
Aber auch das neue Spiel kommt nicht ohne den deutschen Reformator aus: Luther ist ebenfalls eine Spielfigur in «Reformation in der Schweiz», genauso wie Jean Calvin, Guillaume Farel und Heinrich Bullinger. Die Wahl sei auf die für den schweizerischen Kontext relevanten Reformatoren gefallen, begründet Lievenbrück das Quintett. «Luther komplett auszublenden, wäre eine Verkürzung.» Die Wahl dieser fünf sei aber nicht die einzig begründbare.

In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage, wo denn die Frauen abgeblieben sind. Dies müsse sie immer wieder erklären, sagt Lievenbrück. Die Männer seien aber nun mal die treibende Kraft hinter den reformatorischen Entwicklungen gewesen, was den damaligen gesellschaftlichen und politischen Umständen geschuldet sei.

Einsetzbar im Geschichts- und Religionsunterricht
Das Spiel nimmt die theologischen Anliegen der einzelnen Reformatoren auf, setzt aber auch einen Schwerpunkt auf die geschichtlichen Abläufe. Deshalb kann es laut Lievenbrück sowohl im Geschichts- wie auch im Religionsunterricht eingesetzt werden. «Das Spiel lässt sich zudem ohne Bekenntnisinhalte spielen», so Lievenbrück. Dennoch könne man als Lehrperson im Religionsunterricht Themen wie Ablasshandel, Abendmahl oder die Bibelübersetzung aufgreifen und vertiefen. Das Lehrmittel habe auch keine spezifisch reformierte Ausrichtung, sondern funktioniere genauso im katholischen Kontext.

Ursprünglich war das Spiel gedacht als Lehrmittel für den Freiburger Religionsunterricht. Man habe überlegt, wie der Medienbestand hinsichtlich des Reformationsjubiläums für die Lehrpersonen und Katechetinnen im Kanton zu ergänzen sei, erklärt Lievenbrück. Dass es nun schweizweit mit einer Auflage von 500 Exemplaren lanciert wird, ist dem ökumenischen Medienanbieter «Relimedia» zu verdanken, der eine Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule einging. So habe das Projekt plötzlich Fahrt aufgenommen.

Identifikation mit den Reformatoren
Ob sich das Spiel in der Praxis bewährt, wird sich zeigen. Der Prototyp kam in den Testklassen laut Lievenbrück jedenfalls gut an. Zu verdanken ist dies wohl auch bekannten Elementen aus beliebten Gesellschaftsspielen wir «Tabu» oder «Montagsmaler». Auch sei es der richtige Entscheid gewesen, bei den Spielfiguren auf die Reformatoren zu setzen, so Lievenbrück. Durch diese kleine Identifikation ergebe sich bei den Schülern eine andere Motivation. «Hat funktioniert und Spass gemacht, war jedenfalls die Rückmeldung.»

Raphael Kummer / ref.ch / 8. Mai 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

Unsere Empfehlungen

69-Jährige im neuen Look

69-Jährige im neuen Look

Das «Wort zum Sonntag» gehört zu den ältesten Sendungen von SRF. Jetzt wurde ihr Auftritt optisch überarbeitet. Über die alte Sendung in neuem Glanz.
«Ich hätte das nicht für möglich gehalten»

«Ich hätte das nicht für möglich gehalten»

Seit einem Jahr herrscht Krieg in der Ukraine. Aus diesem Anlass rufen die Kirchen in der Schweiz zum Gebet auf. Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz (EKS), über die Zeitenwende, das Gebet und den Einsatz von Waffen.
Ein moderner Ablasshandel?

Ein moderner Ablasshandel?

Kabarettistin und Slam-Poetin Patti Basler über Spenden, Steuern und den letzten Urnengang. Absolution gebe es nicht, sagt die Schweizer Sprachkünstlerin, weder von der Kirche noch von Mutter Erde.