News von der Glarner reformierten Landeskirche
#denkpause

Verwurzelt

von Pfarrer Immanuel Nufer
min
08.08.2023
Wenn ein Baum Wasser braucht, um richtig gedeihen zu können, was braucht ein Mensch für ein "richtiges" Leben? Darüber macht sich Pfarrer Immanuel Nufer aus dem Kirchenkreis Glarus Nord in der #denkpause Gedanken.

Oft, wenn ich durch einen Wald mit alten Eichen spaziere, dann fühle ich mich in eine Fantasiewelt entrückt. Das liegt nicht nur an den knorrigen Ästen und dem starken Stamm, sondern auch an der Tatsache, dass Eichen ein hartes und zähes Holz haben und sehr alt werden können. Eichen spielten schon bei den alten Völkern Europas und in der Mythologie eine besondere Rolle. Berühmtheit erlangte dabei die Donareiche bei Geismar, welche dem germanischen Gott Thor geweiht war. Sie wurde 723 durch den Priester Bonifatius gefällt, um dem germanischen Heidenvolk der Chatten aufzuzeigen, dass ihre Götter keine Macht haben. Später errichtete Bonifatius mit dem Holz der Eiche eine Kirche.

Eichen haben nicht nur eine ausladende und imposante Baumkrone. Auch ihre Wurzeln graben sich tief und weitverzweigt in die Erde hinein. Die Hauptwurzel kann bis zu 40 Meter tief in harte Erdschichten vordringen. Von dort kann sie sich während Dürreperioden mit Nährstoffen und Wasser versorgen. Zudem hält die starke Wurzel jedem schweren Sturm stand.

Dennoch - auch eine alte und mächtige Eiche muss an einem Ort wurzeln, wo sie Wasser finden kann, ansonsten kann sie nicht überleben. Dieses Bild wird auch von Psalm 1 aufgegriffen, um jenen Menschen zu beschreiben, der sein Leben im Wort Gottes verwurzelt:

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen / noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, sondern hat Lust am Gesetz des Herrn und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht! Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, / der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
Psalm 1,1-3

Das Wort „Gesetz“ hat im Hebräischen eine breite und vor allem positive Bedeutung. Es umschreibt all das, was Gott den Menschen für ein gelingendes Leben durch seine Propheten offenbart hat. Deshalb gibt es nach Psalm 1 für den Menschen, der mit Gottes Wort konfrontiert wird, nur zwei Alternativen. Er kann es ablehnen und seinen eigenen Weg gehen. Oder er kann sein Leben darin verwurzeln, indem er darüber meditiert und sich davon leiten lässt. Letzterer wird mit einem Baum verglichen, der an Wasserbächen gepflanzt ist. So wie ein Baum Wasser braucht, um richtig gedeihen zu können, so braucht ein Mensch Gottes Wort, um ein gelingendes Leben führen zu können. Eigentlich ist dies ein No-brainer. Wenn Gott, der Schöpfer des Universums, existiert, wie können wir Menschen dann anders, als uns von seinem Wort nähren zu lassen?

Psalm 1 ist eine herausfordernde Einladung, uns auf die Psalmen und anderen Schriften einzulassen. Hier spricht Gott zu uns. Hier können wir Nahrung für unser Leben finden.

 

 

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