News von der Glarner reformierten Landeskirche
Täufer in Zürich

Versöhnung nach 500 Jahren

von Tilmann Zuber
min
25.04.2025
Unter dem Motto «Mut zur Liebe» lädt die Mennonitische Weltkonferenz zu einer internationalen Feier nach Zürich ein. Das Jubiläum markiert die Versöhnung zwischen Landeskirche und Täufern. Nach 500 Jahren endet damit das Kapitel der Täuferverfolgung.

Am Auffahrtstag feiert die Mennonitische Weltkonferenz ihr 500-Jahr-Jubiläum zusammen mit der Zürcher Landeskirche. Geplant sind Workshops, Konzerte, Theateraufführungen, Podiumsdiskussionen, Stadtführungen und ein Gottesdienst im Zürcher Grossmünster. Die Veranstaltung symbolisiert die Versöhnung der verschiedenen Reformationszweige und bietet Gelegenheit, über die historischen Wurzeln der Täuferbewegung nachzudenken. Ort und Zeitpunkt des Jubiläums sind bewusst gewählt. 1525 erschütterte in Zürich ein Ereignis die religiöse Ordnung: Eine kleine Gruppe junger Männer trat aus dem Schatten der etablierten Reformation und taufte sich als Erwachsene.

Ablehnung der Kindertaufe

Die von Martin Luther 1517 ausgelöste Reformation hatte auch in der Schweiz mächtige Wellen geschlagen. In Zürich trieb der charismatische Priester Ulrich Zwingli den kirchlichen Wandel voran. Einige seiner Schüler – darunter Konrad Grebel, Felix Manz und Jörg Blaurock – fanden die Reformation unzureichend. Sie forderten eine Kirche, die sich ausschliesslich an der Bibel orientiert und ohne staatlichen Einfluss agiert. Der Konflikt entbrannte an der Taufe. Die Täufer lehnten die Kindertaufe ab, weil sie glaubten, dass nur ein mündiger Mensch bewusst den Glauben wählen könne.

Am 21. Januar 1525 trafen sich Grebel, Manz, Blaurock und andere im Haus eines Mitstreiters in ZĂĽrich und tauften sich gegenseitig. Dieser Akt war ein bewusster Bruch mit der staatlich-kirchlichen Ordnung.

Die Obrigkeit reagierte prompt. Wenige Tage nach der Taufe verbot der Stadtrat die Versammlungen und später die Wiedertaufe unter Androhung der Todesstrafe. Die Täufer wurden verfolgt und eingesperrt. 1527 liess der Zürcher Stadtrat Manz und sieben Glaubensbrüder in der Limmat ertränken – mit der zynischen Bemerkung: «Wer sich zweimal taufen lässt, soll ein drittes Mal untergetaucht werden.»

Bis heute bleibt die Frage, warum Zwingli die Hinrichtung seiner Mitstreiter nicht verhinderte. Zwingli habe mit dem Urteil gerungen, sagt Christian Scheidegger, Historiker für frühneuzeitliche Kirchengeschichte und Täufertum. Im Deutschen Reich bestimmte die Obrigkeit das Glaubensbekenntnis der Untertanen. Dennoch gab es Reformatoren wie den lutherischen Johannes Brenz, die sich entschieden gegen die Hinrichtung der Täufer wandten. Zwingli tat dies nicht. Vielleicht wollte er die junge Reformation nicht gefährden.

Trennung von Kirche und Staat

Durch die Verfolgung breitete sich die Bewegung rasch aus: in ländliche Gebiete der Schweiz wie das Emmental oder Schaffhausen, nach Süddeutschland, ins Elsass und später in die Niederlande und die USA. Die Täuferbewegung spaltete sich im Lauf der Zeit in verschiedene Gruppen. Bekannt sind die Amischen in den USA, die sich bis heute der Moderne verweigern. Allen gemeinsam waren der Glaube an die bewusste Nachfolge Christi und die Trennung von Kirche und Staat.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts haben die reformierten Kirchen begonnen, ihre Rolle bei der Verfolgung der Täufer aufzuarbeiten. 2004 entschuldigte sich die Reformierte Landeskirche des Kantons Zürich offiziell für das den Täufern zugefügte Unrecht. Zum 500-Jahr-Jubiläum der Bewegung soll diese Versöhnung nun vertieft werden.

Bedeutung der Täuferbewegung

Die Bedeutung der Täuferbewegung sieht Christian Scheidegger in ihrem konsequenten Weg. Die Täufer lösten sich kirchlich von der Bindung an den Staat, indem sie sich in ihrem Glauben nicht an menschlichen Autoritäten orientierten. Heute müssten sich die Landeskirchen fragen, ob ihre enge Beziehung zum Staat noch förderlich sei oder ob sie mit dem geltenden Staatskirchenrecht nicht in einer Sackgasse festsitzen. «Die Täufer standen mit ihrem Leben für ihren Glauben ein. Zum Glauben gehört Mut, denn der Ruf von Jesus macht frei, anders als die Umwelt zu leben.» Letztlich gehe es um die Frage: Was hat Autorität in meinem Leben, und wie kann ich meinen Weg in der Nachfolge Christi gehen, sagt Christian Scheidegger.

www.anabaptism500.ch

 

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