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«Übergänge gestalten» : Denkpause von Iris Lustenberger 7. September 2024

von Pfarrerin Iris Lustenberger
min
12.09.2024
Gönnen Sie sich die Zeit, etwas in Ruhe abzuschliessen? Und Pausen zwischendurch? Nehmen Sie sich genügend Zeit für den Weg an einen anderen Ort? Für Pfarrerin Iris Lustenberger ermutigt dazu, Übergänge bewusst zu gestalten – gerade auch im Kleinen.

Da gibt es in unserem Leben die grossen Übergänge wie Geburt und Tod. Dazwischen stehen verschiedene andere Arten von Übergängen. Zum Beispiel die markanten Übergänge wie Hochzeiten, Scheidungen, die Geburt von Kindern, Umzüge, Stellenwechsel und so weiter. Oder die zeitlich bedingten Übergänge wie zum Beispiel Jahreswechsel oder Geburtstage, Übergänge in die neue Jahreszeit oder die Übergänge von Tag und Nacht; oder die täglich kleinen Übergänge vom einen ins andere.

Je länger, je mehr merke ich, wie wichtig die Gestaltung all dieser Übergänge ist, vor allem auch die Gestaltung der kleinen alltäglichen Übergänge. Es ist nicht egal, wie etwas zu Ende gebracht wird. Ein Abschluss braucht seine Zeit und es braucht einen Nachklang. Wenn ich meine Zeit zu sehr takte und quasi vom einem ins andere stolpere, laugt mich dies auf die Dauer aus. Geht es Ihnen auch so? Gönnen Sie sich die Zeit, etwas in Ruhe abzuschliessen? Und Pausen zwischendurch? Nehmen Sie sich genügend Zeit für den Weg an einen anderen Ort? Das wäre meiner Meinung nach so wichtig und es würde die Qualität der Arbeit vertiefen.

Eine Arbeit ist erst fertig, wenn alles wieder sauber am richtigen Ort ist. Während ich mir dafür in Ruhe Zeit nehme, kann mein Nervensystem, das vorher aktiviert war, wieder zur nötigen Ruhe kommen.Manchmal unterschätzen wir das Erledigen dieser elementaren kleinen Dinge wie zum Beispiel Schuheputzen oder Geschirr versorgen. Es soll alles so effizient wie möglich sein. Dabei übersehen wir, dass es genau diese Zwischenräume braucht, um wirklich wieder bereit zu sein für das Nächste. Wenn wir darauf Wert legen, ist vorbei mit «noch schnell, schnell dies und das Erledigen». Ich merke, dass auch die kleinen Dinge ihre Aufmerksamkeit verdient haben. Ich bin dann mit meiner Aufmerksamkeit nicht bloss beim Ergebnis, sondern im gefühlten Moment, bei meinem Atem und meinem Sein, während ich tätig bin.

Das ganze Leben bekommt wieder mehr Luft. In bewusst geplanter Zeit für Übergänge können Dinge zur Ruhe kommen, und Raum für neue Inspiration kann entstehen. Wenn es Ihnen möglich ist, Ihre Zeit selbst einzuteilen, haben Sie vielleicht Lust, kleine Rituale für die Übergänge zu erfinden, wenn Sie es nicht schon längst tun.

Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Hauptsache, Sie nehmen sich diese paar Momente. Wenn Sie nur wenig Zeit und Spielraum zur Verfügung haben, so sind ein paar bewusste Atemzüge am offenen Fenster auf jeden Fall besser als nichts.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Experimentieren, wenn Sie sich Zeit lassen, Angefangenes in Ruhe zu Ende zu bringen und Übergänge aller Art für sich stimmig zu gestalten.

Ihre Iris Lustenberger, reformierte Pfarrerin in Ennenda

Bild: Swantje Kammerecker

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