Theologiekurs: Mehr über das Christentum erfahren
Vier Frauen aus dem Glarnerland reisen jeden Mittwoch nach Zürich für ihre persönliche, theologische Fortbildung. Sie belegen den Evangelischen Theologiekurs von «Fokus Theologie», der Erwachsenenbildung der reformierten Kirchen Schweiz. Es ist kein Glaubenskurs, es geht um die Vermittlung von theologischem Basiswissen. Die Module befassen sich mit der Bibel, mit Themen der Theologie, Spuren des Christlichen, mit Ethik und Religionswissenschaft.
Eine der vier Frauen ist Anita Ochsner aus Glarus. Sie ist im vergangenen Sommer eingestiegen – obwohl sie einmal gesagt hatte, sie besuche nie einen solchen Kurs. Für sie müssen die Dinge offen liegen, kritisch hinterfragt und Meinungen frei geäussert werden können, ohne dabei verurteilt zu werden.
Die letzten Jahre war sie unterwegs als Suchende, «in einer Sehnsucht nach Spiritualität», wie sie erzählt. Gute Erfahrungen in kleinen Glaubenskursen wie «Andersworte» haben sie dann bewogen, doch Ja zu sagen zum Theologiekurs. Ebenfalls ein Grund ist, dass sie sich in der reformierten Kirchgemeinde Glarus-Riedern engagiert. Sie hilft zum Beispiel bei den Jahreszeitfeiern mit, war bei Osteranlässen, beim Erzählcafé in der Jurte oder im Team von «Kirche unterwegs» mit dabei.
Frei im Denken und Fühlen
Ihre Erwartungen sind bis jetzt voll erfüllt worden. «Im Kurs wird Wissen in offener Weise vermittelt und gelehrt. Alle 18 Teilnehmenden sind frei im Denken und Fühlen und werden einfach so angenommen, wie sie sind», sagt sie. Die wöchentliche Teilnahme ist zudem ein «Zeitfenster» für sie: «Zeit, mich diesen Themen zu widmen, im Austausch mit andern und über einen längeren Zeitraum hinweg. Zeit, die mich mit wacher Neugier und Freude erfüllt.»
Was hat sie bisher gelernt? «Dass Kirche viele Dimensionen hat», antwortet sie spontan. Dass Kirche und deren Entwicklung mit Macht und Strukturen zu tun hatte, die immer wieder von Menschen angeprangert wurden, so dass neue Formen von Kirchenleben entstanden. Besonders die alte Kirche fasziniert sie – bis hin zum Zweiten Weltkrieg und den Auslegungen der Paulusbriefe durch Karl Barth. «Man findet Futter und weiss nie, wohin es einen zieht, welche Türen sich in einem selbst öffnen. Das ist so spannend.» Ebenso interessant ist für sie der Vergleich zu heute.
Wer hat Interesse?
Der Theologiekurs dauert drei Jahre und umfasst rund 400 Unterrichtsstunden. Da jedes Kursjahr einem bestimmten Jahresthema gewidmet ist, kann man stets neu einsteigen. Anita Ochsner hat mit dem dritten Jahr begonnen, welches sich mit der Geschichte des Christentums befasst. Im Sommer 2019 startet das neue Kursjahr zum Alten Testament, ab Sommer 2020 folgt dann das Neue Testament.
Sie fände es schön, wenn sich einige Glarnerinnen und Glarner neu anmelden würden. Denn zwei der vier einheimischen Frauen sind am Ende des Kurses angelangt. «Er richtet sich nicht einfach an Gläubige, sondern an alle Menschen, die Interesse haben, mehr über das Christentum und seine Entstehungsgeschichte zu erfahren, die sich mehr Hintergrundwissen aneignen wollen über unsere christliche Kultur und die Bibel», betont sie. Am 15. Mai findet in Zürich ein Infoanlass statt; das neue Kursjahr beginnt dann am 21. August.
Madeleine Kuhn-Baer
Infos: https://fokustheologieref.ch/angebote
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