News von der Glarner reformierten Landeskirche

Tatort Ja-Wort – Ein himmlischer Schabernack in der Kirche Schwanden

von Johanna Göring
min
31.03.2024
«Bliibt d’Chilchä im Dorf?» - diese provokante Frage stellten wir letztes Jahr anlässlich der Gesprächs-Synode zu den kirchlichen Liegenschaften. Die Schwandener Kirche bleibt frisch renoviert stehen, wo sie ist – zudem wird ihr eine grosse Ehre zuteil: Roger Rhyner und Leopold Ramhapp von der «Chliibüni Glärnisch» haben der Schwandener Kirche ein Theaterstück auf den Leib geschneidert.

ReformiertGL: Theater in der Kirche – wie kam es dazu?

Leopold Ramhapp (lacht): Eigentlich war das nicht geplant und wir, also Roger Rhyner und ich, kamen dazu wie die Jungfrau zum Kinde. Unser Probelokal und auch unsere Auftritte hatten wir bis 2020 im Hotel Schwert in Netstal – dann kam die Pandemie und der Brand im Hotel Schwert kurz vor der geplanten Aufführung. Wir mussten also 4.000 Tickets zurückzahlen – und damals waren die Ticketing-Softwares noch nicht so geübt daran wie heute – und unser Probelokal war auch weg.

Sie standen also vor dem Nichts?

Stimmt. Wir haben uns erstmal hingesetzt und überlegt. Wie machen wir jetzt weiter? Unser damaliges Lager für die Theaterkulissen war in Schwanden, wir hatten mitten in der Pandemie plötzlich ganz viel Zeit – also wuchs der Plan: Wir bauen unser eigenes Theater im Lager. Dafür haben wir alle Kassen leergeräumt und auch sehr viel Unterstützung aus der Bevölkerung erhalten. Und genau ein Jahr später war das Theater fertig, wir hatten unser erstes Corona-konformes Stück geschrieben und sobald wir durften, haben wir wieder gespielt. Die Premiere fand vor 50 Personen statt.

Das erste TheaterstĂĽck im neu gebauten Fabriktheater Schwanden. Wie ging es dann weiter?

Das Fabriktheater lief gut, auch andere Veranstalter haben bei uns Events gebucht. Bis zum August 2023, als die Wagenrunse unser neu erbautes Fabriktheater wieder in Gefahr brachte. Das Gebäude befand damals sich in der Gefahrenzone, dementsprechend durften wir es nicht mehr betreten. Wieder haben wir alle Veranstaltungen abgesagt, Tickets rückerstattet und fühlten uns in die Pandemie zurückversetzt. Das hat viele Erinnerungen geweckt. 

 

Das ist nachvollziehbar. Vom Fabriktheater in die Kirche – wie ging das weiter?

Wir waren zunächst quasi obdachlos und haben uns nach Locations umgeschaut. Bis wir dann den Tipp bekommen haben, dass die reformierte Kirche einige Liegenschaften hätte, die immer wieder leer stünden oder wenig genutzt würden. Dann haben wir nachgefragt und wir haben tatsächlich die Kirche in Schwanden zur Verfügung gestellt bekommen. Eine Wahnsinnsmöglichkeit! Alle Beteiligten waren unglaublich freundlich und offen und bis heute haben wir nur positive Begegnungen. Das ist und war ein wirklich schönes Erlebnis.

Das ist spannend und hört sich an wie ein kleines Wunder. Lief denn alles ganz komplikationslos?

Wir hatten eigentlich schon ein Theaterstück geplant. Aber dann hat sich diese grossartige Möglichkeit aufgetan, dass wir in der Schwandener Kirche spielen können. Und das mussten wir nutzen! Also alles zurück auf Anfang, den ganzen Schreibprozess von vorne gestartet und innerhalb zweier sehr intensiver Monate haben wir ein komplett neues Theaterstück geschrieben. Das ist massgeschneidert für die Schwandener Kirche und wie gewohnt mit Wortwitz, Slapstick und sogar eine Bibelstelle wird zitiert. Wir wahren natürlich den Anstand mit einer gehörigen Portion Respekt vor dem Gebäude und den Menschen, für die das Gotteshaus wichtig ist. Uns war es wichtig, dass wir niemanden vor den Kopf stossen, die Menschen möchten in der Kirche Gott ja nahe sein. Aber der gewohnte «Chliibüni»-Schabernack gehört dazu, wir bleiben uns trotzdem treu.

Die Entstehung des Theaterstücks hört sich sehr intensiv an?

Das war es auch! Wir hatten keine Pause und unser Herzblut investiert. Jetzt steht das StĂĽck, die Probearbeiten in der Schwandender Kirche laufen hervorragend. Wir liegen voll im Zeitrahmen und freuen uns auf die ersten AuffĂĽhrungen Anfang Mai.

Gab es denn mit dem Locationwechsel auch Herausforderungen?

Herausforderungen gibt es immer – aber ich kann über die Kirche nichts Negatives sagen. Es gibt kleine Unterschiede, wir haben beispielsweise keine Bühne und auch keinen Vorhang. Das ist erstmal neu, aber man gewöhnt sich doch sehr schnell daran. Wir sind damit noch näher dran an den Menschen und buchstäblich hautnah erlebbar und greifbar.

Ein Theater, das direkt für ein Kirchengebäude geschrieben wurde – gab es das schon einmal?

Soweit ich weiss, gab es das noch nicht so – das könnte tatsächlich schweizweit ein Novum sein. Wir freuen uns, wenn viele Menschen mit uns «Tatort Ja-Wort» in der Kirche Schwanden erleben und hoffentlich sehr viel lachen!

 

Tatort Ja-Wort: Ab 8. Mai bis 8. Juni in der reformierten Kirche Schwanden.
Weitere Infos und Tickets:

www.fabriktheater-schwanden.ch

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