Susanna Graf - Glarner Kirchenrätin
Interview: Johanna Göring
Susanna Graf, zu Beginn ein paar kurze Fragen. Kaffee oder Tee?
Kaffee, definitiv immer Kaffee!
Haben Sie ein Lieblingsbuch?
Oh, ein einziges Lieblingsbuch habe ich nicht. Ich lese viel und gerne auch theologische Bücher. Im Moment lese ich „Gastliche Kirche“ von Lisbeth Zogg Hohn und Danielle Cottier, das habe ich kürzlich mit Widmung geschenkt bekommen.
Wenn Sie einen Tag lang jemand anders sein könnten – wen würden Sie sich aussuchen?
Ich fände es spannend, durch die Augen meines Grossvaters zu sehen. Er war reformierter Pfarrer und disputierte gerne mit Karl Barth und Leonhard Ragaz. In meinem Esszimmer steht heute ein Tisch, an dem (der Überlieferung nach) die drei sassen und Gespräche führten.
Sie haben jetzt die ersten 100 Tage als Kantonale Kirchenrätin hinter sich – wie war das für Sie?
(lacht) Das war erstmal ein überraschender und ungeplanter Einstieg. Ich habe die Anzeige in der Zeitung gesehen und zuerst noch Witze mit einer Freundin darüber gemacht – bis sie mich ermutigt hat, dass ich mich tatsächlich zur Wahl stellen soll. Die ersten 100 Tage sind aber schnell vorbei gegangen – im Kantonalen Kirchenrat sind alles neue Gesichter, ebenso in der Landeskirche und es ist jetzt alles viel digitaler. Vor der ersten Sitzung habe ich zum Beispiel unsere Kirchenratsschreiberin Sandra Felber gefragt, wann denn die Sitzungsunterlagen kämen – ich hatte bis dahin noch nichts in der Post gehabt. Sie hat mir dann gezeigt, wo ich die Unterlagen digital finde. Das sind ganze neue Abläufe!
Sie waren von 2008 bis 2016 bereits Mitglied im Kantonalen Kirchenrat. Was hat sich denn sonst noch geändert?
Allem voran natürlich mein Ressort. Damals war ich zuständig für das Ressort Diakonie und Sozialethik, jetzt kümmere ich mich um das Ressort Gesellschaft und Oekumene. Da arbeite ich mich jetzt ein und kann loslegen.
Und gibt’s etwas, was sich nicht verändert hat?
Es gab an ganz vielen Stellen ein frohes Wiedersehen, das heisst, ich habe Menschen wiedergesehen, die vor meinem Wegzug aus dem Kanton 2016 auch schon in der Kirche aktiv waren. Das ist schön, weil es zeigt, dass die Menschen gerne in der Kirche aktiv sind. Andererseits stimmt es mich auch ein wenig nachdenklich – es wäre gut, wenn wieder neue und vielleicht auch jüngere Menschen nachkommen. Das wird sicherlich eine Herausforderung für die ganze Kirche in den nächsten Jahren.
Welche Themen bearbeiten Sie in Ihrem Ressort?
Für das Thema der Ökumene möchte ich mich um die OeME-Tagung kümmern und sie voranbringen. Was das Thema Gesellschaft angeht, da bin ich für die Gleichstellung zuständig. Also auch für den Kontakt zu den Vereinen, zum Beispiel wie „Frauen für Frauen im Glarnerland“. Da können Frauen unbürokratisch Hilfe bekommen. Bei der Gleichstellung gibt es noch viel zu tun, es wäre gut, wenn Männer und Väter auch besser in Teilzeit arbeiten könnten und es da andere Möglichkeiten gäbe. Deswegen freue ich mich, dass die Fridolinskollekte 2023 auch an den Verein „Tagesfamilien Glarnerland“ geht. Das unterstützt Eltern und Familien im Kanton.
Und welche Herausforderungen treiben Sie um?
Herausforderungen, ja, die gibt es. Sicherlich, wie die Kirche attraktiv bleiben und wieder werden kann. Ich würde gerne dem Mitgliederschwund entgegenwirken.
So ein Amt ist eine grosse Verantwortung. Was motiviert Sie dazu?
Mich motiviert, dass ich nette Menschen um mich habe und treffe. Einfach der Austausch mit den Menschen, seien das Pfarrpersonen, Mitarbeitende und mit den Personen in den einzelnen Kirchgemeinden. Mir hat es die ersten acht Jahre schon im Kantonalen Kirchenrat gefallen – ich habe das Amt damals ja aufgegeben, weil ich aus dem Kanton weggezogen bin. Umso schöner ist es, nach meiner Rückkehr ins Glarnerland wieder diese Aufgabe übernehmen zu dürfen!
Susanna Graf - Glarner Kirchenrätin