Für die meisten Leute ist Arbeit wahrscheinlich das, was sie tun, wenn sie in ihr Büro oder in ihr Unternehmen gehen, sei es als Angestellter oder Selbständiger. Oft wird Arbeit den Begriffen Freizeit und Vergnügen gegenübergestellt. „So funktioniere ich nicht“, erklärt Hans-Jörg Marti: „Ich kann auch mit Arbeiten abschalten, wenn es Spass macht“. Ich nehme ihm das ab, dass neben Bewegung und körperlicher Ertüchtigung - sei es beim Biken, auf Schneeschuhen oder als aktiver Turner im Turnverein Haslen - für den Befragten Arbeit sicher nicht die letzte Priorität hat. Den höchsten Wert habe für ihn der Mensch: „Wenn wir Leute angestellt behalten wollen, dann steht für mich der Mensch und die Zeit, die ich ihm widme, klar an erster Stelle“.
Das kommt auch unserem Austausch zugut. Marti nimmt sich Zeit für Fragen zu Gott und der Welt. Angesprochen auf den eigenen Glauben erzählt er von seinem Autounfall als angehender Familienvater: „Ich geriet im Schwändital von der Strasse und war ein paar Sekunden in der Luft. Ein ganzer Film lief ab mit Kindheitserinnerungen und meiner Frau mit unserem ersten Kind schwanger zu Hause. Da unten findet mich niemand mehr, habe ich gedacht. Schliesslich hatte ich mehr als einen Schutzengel, dass mir nach dem Sturz zwanzig Meter hinunter nichts passierte“. Mich durchfährt ein heiliger Schauer: Zwanzig Meter, das ist fast die Höhe des Schwander Kirchturms. „Und es war mir rein gar nichts passiert, keine Blessuren, keine Spätfolgen. Aber mit diesem Sturz war ich unten im realen Leben gelandet“.
Marti ist überzeugt: „Es existiert etwas, das den Spirit verteilt. Etwas, was über allem ist, was das Leben steuert und beeinflusst“. Bei Herausforderungen bewahre dies vor Überforderung: „Bei fünf Arbeiten aufs Mal denke ich daran: Was ist jetzt wirklich wichtig, was kann warten? Es gibt noch schwierigere Sachen, wenn jemand früh weg muss aus dem Leben, so wie mein Bruder, den ich früh verloren habe.“ Auch die grandiose Natur helfe sowie Gotteshäuser, in denen er innehalte, wenn er weltweit unterwegs sei. All dies sei Kraftquelle für die Aufgaben, die man als Mensch habe, nämlich den Leuten etwas zuliebe zu tun: „Nicht nur zu sagen: Man sollte etwas tun, sondern wirklich etwas zu tun. Es gibt so viele Symbole um uns herum. Gott ist ein Sinnbild, man könnte es im Leben ersetzen mit Menschen.“
Ich muss noch einmal an den unglaublichen Sturz mit dem Auto ins reale Leben denken. Es war ein Sturz im wahrsten Sinne des Wortes ins Chaos des Lebens, mit all seinen Härten und Schönheiten.
Sturz ins Leben