News von der Glarner reformierten Landeskirche
Studie der Landeskirchen Baselland

Studie bestätigt: Die soziale Arbeit der Kirchen spielt eine entscheidende Rolle

von Noemi Harnickell
min
24.08.2023
Die gesamthaften sozialen Leistungen der drei Landeskirchen des Kantons Baselland belaufen sich jährlich auf 33,64 Millionen Franken. Das zeigt eine jetzt publizierte Studie, die in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Nordwestschweiz durchgeführt wurde.

«Die Studie macht die Kirchen als grosse, soziale Player sichtbar», freut sich Stephanie Krieger, Kommunikationsverantwortliche der Evangelisch-reformierten Kirche Baselland. Die sozialen Leistungen der Landeskirchen spielen schweizweit eine entscheidende Rolle, aber diese Leistungen wurden bisher nur vereinzelt sichtbar gemacht. Sie beinhalten eine grosse Zahl an freiwilligen und bezahlten Arbeitsstunden und umfasst eine Reihe an Tätigkeiten. Von der Flüchtlingshilfe über Podiumsgespräche bis hin zu Ferienlagern für Jung und Alt. Krieger betont: «Bei Kirche denken viele Leute als erstes an den Gottesdienst am Sonntagmorgen. Aber Kirche ist mehr als das.»

Bei Kirche denken viele Leute als erstes an den Gottesdienst am Sonntagmorgen. Aber Kirche ist mehr als das.

Eine halbe Million Arbeitsstunden

2326 soziale Angebote stehen den Baselbietern und Baselbieterinnen insgesamt zur Verfügung, die meisten davon, nämlich 695, richten sich an Kinder und Jugendliche. Die Studie berücksichtigt in erster Linie die diakonischen Tätigkeiten der Kirchgemeinden sowie die Fachstellen und Spezialpfarrämter, deren Dienste der gesamten Baselbieter Bevölkerung offenstehen. Hochgerechnet nutzten im Jahr 2021 574‘117 Menschen die sozialen Angebote der Kirchen. Da Baselland nur etwa halb so viele Einwohnerinnen und Einwohner hat, lässt sich daraus schliessen, dass viele Leute mehrere Angebote wahrnehmen.

Die aktuelle Studie lehnt sich an eine Erhebung aus dem Jahr 2010. Im Vergleich dazu ist es zu markanten Einbrüchen gekommen. Während die Zahl der Nutzer und Nutzerinnen sozialer Angebote 2010 zum Beispiel noch bei 816‘000 lag, ist sie im Erfassungsjahr 2021 noch bei 574’117. Das liege zum Teil an den Kirchenaustritten, erklärt Krieger. Aber vor allem an der Corona-Pandemie. 2021 galten noch zahlreiche Restriktionen, die das Durchführen von Anlässen nur bedingt oder gar nicht zuliessen.

Die Arbeitszeit, die für die Verwirklichung der Sozialangebote aufgebracht wurde, beträgt über alle Kirchgemeinden hinweg 524'985 Stunden. In diese Zahl eingeschlossen sind sowohl haupt- und nebenamtlich in den Kirchgemeinden beschäftigte Personen als auch Ehrenamtliche und weitere Helfende, die für ihr Engagement keine geregelte Entschädigung erhielten. Die Gesamtzahl der erbrachten Arbeitsstunden entspricht umgerechnet rund 274 Vollzeitpensen mit einem Lohngegenwert von etwa 20,9 Millionen Franken. Dazu kommt eine durch die verschiedenen Angebote erwirtschafte Geldsumme von 8,67 Millionen Franken. Der erfasste Gesamtbetrag der Kirchgemeinden beläuft sich für das Jahr 2021 demnach auf eine Summe von 29,57 Millionen Franken.

«Die Zahlen sind auch ein Symbol der Wertschätzung für alle freiwilligen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen», sagt Krieger. «Dass sich so viele Menschen ehrenamtlich engagieren, zeigt die Bedeutung der Kirchen in Baselland und wie sehr sie sich für das Gemeinwohl der Gemeinschaft einsetzen.»

Erstmals wurden die Fachstellen interviewt

Zusätzlich wurden für die Studie auch die sozialen Leistungen der Fachstellen und Spezialpfarrämter aufgenommen, die von den Kirchen mitgetragen werden. Um einen besseren Überblick über Art und Umfang ihrer sozialen Leistungen und gesammelten Spendengelder zu bekommen, wurden zum ersten Mal Interviews mit einigen Fachstellen geführt. Ein besonderer Fokus lag dabei auf den Themen Jugendarbeit, Migration, Integration und Corona.

Der Ukrainekrieg hat aufgezeigt, wie schnell sich die Kirchen organisieren und ihre Angebote ausbauen können.

«Die Kirche hat schon immer einen Beitrag zur Aufnahme und Integration von geflüchteten Menschen geleistet», sagt Krieger. «Der Ukrainekrieg, der in die Erfassungszeit der Studie fiel, hat aufgezeigt, wie schnell sich die Kirchen organisieren und ihre Angebote ausbauen können. Auf politischer Ebene zum Beispiel ist das vielleicht nicht immer möglich.»

Die Fachstellen und Spezialpfarrämter, die nicht interviewt wurden, erhielten zur Auswertung Kurzfragebögen. Insgesamt wurde für sie ein Geldwert von 3,18 Millionen Franken errechnet, der im Bereich der sozialen Leistungen erbracht wird.

«Ein achtbarer Betrag»

Auch andere Kantone haben solche Studien erhoben. So wurden im Kanton Zürich im Jahr 2017 86'366 Angebote erfasst. Freiwillige leisteten dafür 1,9 Millionen Arbeitsstunden. Im Kanton Solothurn waren es 2007 21'000 Freiwillige, 1300 Angebote und rund 81'000 Arbeitsstunden. Im Fall von Solothurn wird jeder Franken, den der Kanton an die Kirchen zahlt, verdoppelt.

Die gesamthaften sozialen Leistungen der Landeskirchen des Kantons Baselland belaufen sich zusammen auf 33,64 Millionen Franken. Ein «achtbarer Betrag», wie die Initianten der Studie loben. In ihrem Abschlussbericht schreiben sie: «Die vorliegende Studie unterstreicht folglich deutlich die Aussage, dass die Kirchen als einer der wichtigsten sozialen Leistungserbringer in der Schweiz gelten.»

 

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