Schweizer zeigen Herz für Flüchtlinge
Seit Jahren begrüsst das Stimmvolk an der Urne die Verschärfung der Asylgesetze. Beim eigenen Umgang hingegen zeigen die Schweizerinnen und Schweizer ein anderes Gesicht. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Hilfswerks der Evangelischen Kirchen Schweiz Heks. Gemäss der Umfrage haben sich 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung schon einmal für Flüchtlinge eingesetzt. Das ist jeder Siebte. Das Engagement erfolge meist bei sozialen Aktivitäten, etwa beim Sport oder beim Kochen. Gerne helfen die Schweizer auch bei den Freizeitangeboten für Flüchtlingskinder mit. Oder sie begleiten Asylbewerber im Alltag.
Hilfe im Alltag und neue Welten
Wie etwa Sophie Schürmann. Die 20-Jährige engagiert sich seit kurzem bei «Z’RächtCho» in Muttenz BL. Der Verein hilft Flüchtlingen, sich im Alltag zurechtzufinden. «Wir sollten einen Weg finden, friedlich miteinander zusammenzuleben. Das gelingt nur, wenn wir etwas für die Integration tun», begründet Sophie Schürmann ihr Engagement. Einfach zu sagen «alle raus», sei keine Lösung. Die Baselbieterin schätzt die vielseitigen Kontakte. «Man lernt tolle Menschen und andere Kulturen kennen.»
Die Begegnung mit Migranten gefällt auch Anne-Claire Galli. Sie engagiert sich seit 13 Jahren beim ökumenischen Seelsorgedienst für Asylsuchende OeSA in Basel. Die 58-Jährige redet mit den Flüchtlingen, beantwortet Fragen, vermittelt Adressen und Kontakte oder begleitet sie zu den offiziellen Befragungen. Vom Einsatz profitiert sie selbst. «Es eröffnet mir neue Welten, das finde ich spannend. Ich denke, wir alle haben dieselben Grundbedürfnisse und oft braucht es nicht viele Worte, um einander zu verstehen.»
Beitrag zum sozialen Zusammenhalt
Zahlen zur Freiwilligenarbeit im Flüchtlingswesen gab es bisher nicht. Mit der repräsentativen Umfrage zeigt Heks erstmals das Ausmass dieser ehrenamtlichen Arbeit. «Das Resultat hat uns positiv überrascht. Wir hätten nicht gedacht, dass bereits so viele sich freiwillig für Geflüchtete einsetzen. Sie leisten einen elementaren Beitrag zum sozialen Zusammenhalt in der Schweiz», erklärt Heks-Mediensprecherin Bettina Filacanavo.
Auch beim Kontakt zu den Flüchtlingen sind die Schweizer offen. Gemäss Studie hat zwei Drittel der Bevölkerung sporadisch oder regelmässig Kontakt zu Flüchtlingen. Am häufigsten über die Schule oder die Arbeit. Man begegnet sich auch im Freundeskreis, in der Nachbarschaft oder in der Freizeit. «Die Schweizer haben realisiert, dass es für ein friedliches Zusammenleben wichtig ist, wenn man Migranten schnell und gut in die Gesellschaft integriert und sie nicht ausgrenzt», sagt Bettina Filacanavo.
Das Heks stuft die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung so hoch ein, dass es diese koordinieren möchte und deshalb die Online-Plattform engagiert.heks.ch aufschaltete. Hier können Organisationen Freiwillige suchen, und wer helfen möchte, findet hier den entsprechenden Kontakt.
Karin Müller, kirchenbote-online, 3. Juni 2019
Schweizer zeigen Herz für Flüchtlinge