Raffinesse im Unscheinbaren
Ende März, in diesem Jahr am Samstag, 26. März, findet die «Rosenaktion» der ökumenischen Kampagne statt; eine Aktion, die mich jedes Jahr mit Begeisterung erfĂĽllt. Ich bin zwar nicht wirklich der «Rosentyp», mich erfreuen da eher Bartnelken, Margeriten, Löwenmaul und Wegwarte, doch symbolisch passt die Rose perfekt zum Zweck, der mit dieser Aktion verfolgt wird. Ich meine nicht nur das Geldsammeln und dass sich dafĂĽr die Blume der Liebe am besten eignet. Sondern, weil Rosen fĂĽr sich selber sprechen und alle diese Sprache verstehen. Ganz gleich, ob wir nun mit einer roten Rose unsere Liebe und Leidenschaft zeigen, mit einem rosa Rosenstrauss unsere Bewunderung und Wertschätzung zum Ausdruck bringen, gelbe Rosen verschenken als Zeichen unserer Freundschaft oder orange Rosen wählen fĂĽr die Gratulation zum neuen Job, jeder versteht sofort: da sind GefĂĽhle der Verbundenheit im Spiel, und es geht darum, das GegenĂĽber glĂĽcklich zu machen.Â
Viele bewundern die Schönheit der Rosen in ihrer Gesamtwirkung, ihr Farbenspiel, die Grösse, die Eleganz gewisser Zuchtformen oder ihren Duft.Â
Was ich das Besondere an Rosen finde, ist, dass sich das in meinen Augen wirklich Bestaunenswerte versteckt im Unscheinbaren zeigt. Verborgen präsentiert sich uns nämlich an dieser Blume ein einmaliges Beispiel fĂĽr die Raffinesse und Verspieltheit der Schöpfung und gibt uns gleichzeitig im ĂĽbertragenen Sinn etwas Lehrreiches mit auf den Weg: Betrachten Sie einmal die grĂĽnen Kelchblätter einer Rose: es sind in der Regel fĂĽnf. Allerdings nicht einfach fĂĽnf schlichte Blättchen. Sondern sie sind «verziert». Je zwei der Kelchblätter sind im Wechsel gezackt oder glatt am Rand; das heisst: zuerst ein gezacktes, dann ein glattes, dann ein gezacktes und wieder ein glattes. Und dann kommt das fĂĽnfte: die Seite des fĂĽnften Blattes, die Richtung gezacktes Nachbarsblatt schaut, ist glatt, die andere Seite gezackt!Â
Diese Besonderheit bleibt von den meisten unbeachtet. Wenn die Rose Symbol fĂĽr alles, was mit echter Beziehung zueinander zu tun hat, ist, dann zeigt sich mir dies nicht nur an ihrer offensichtlichen Ausstrahlung: Die Kelchblätter erzählen vielmehr, dass wirkliche Liebe dem Unbeachteten genauso viel Aufmerksamkeit schenkt wie allem anderen. Es ist die Liebe, wie sie uns auch Gott entgegenbringt.Â
Vielleicht finden Sie die Gelegenheit, am 26. März irgendwo eine Fairtrade-Rose zu kaufen oder zu verschenken oder es elektronisch zu tun; eine unscheinbare, kleine Geste, die aber Liebe, Freundschaft, Verbundenheit und Zuneigung signalisiert: Schau, ich denk’ an dich, ich sehe und beachte dich!
Raffinesse im Unscheinbaren