Overthinking
Von Andri Zubler
Manchmal kann man seinen Kopf nicht ausschalten. Sei es, dass irgendein Problem einen wach hält, oder ein bestimmtes Thema einen nicht mehr loslässt. Man denkt nach über alle die Dinge, die einem das Leben erschweren oder erleichtern. Man denkt über Menschen nach und über deren Worte. Über Worte, die wir gesagt haben und wie sie sich auf unseren Tag ausgewirkt haben. Welche Gefühle wir hatten und wie sie unser Handeln gesteuert haben. All das passiert in unserem Kopf. Bei den einen weniger, bei den anderen mehr. Das kann durchaus belastend sein, aber auch befreiend. Ich habe was von einem sogenannten «Overthinker». Ein «Overthinker» hat das Problem von ständigen nicht steuerbaren Gedanken, die sich um bevorstehende Ereignisse und Entscheidungen drehen und so den Alltag stark beeinträchtigen. Ganz so schlimm ist es bei mir nicht, keine Sorge. Aber doch kämpfe ich ein wenig mit meinen Gedanken, was durchaus belastend sein kann.
Wo andere 24/7 mit Entscheidungen zu kämpfen haben, ist es bei mir so, dass ich meinen Tag am Abend Revue passieren lasse und sowohl auf das Gute wie auch auf das Schlechte zurückblicke. Gleichzeitig gibt es aber auch Situationen, die ich im Alltag erlebe und über die ich viel nachdenke. Gerade dann, wenn etwas passiert ist, das mich unglaublich glücklich, verärgert oder erschrocken hat, denke ich lange über die Situation nach und überlege, was wohl passiert wäre, wenn etwas anders gewesen wäre. Gerade dann, wenn ich im Bett liege und schlafen möchte, kann mich das mehrere Stunden wachhalten. Aber auch wenn mich eine Person fasziniert oder ich diese verabscheue, passiert mir das Gleiche. Nervig? Manchmal sicher. Aber vielleicht auch manchmal schön? Auf jeden Fall. Oft denke ich auch an wunderschöne Dinge, die mir geblieben sind und wo mich der «Overthinker-Modus» nicht stört.
Die Kernfrage ist nun, ob etwas zu oft überdenken schlecht oder gut ist. Wenn ich jetzt, ausnahmsweise, ohne nachzudenken antworten müsste, würde ich sagen weder noch. Ich glaube der Punkt ist nicht, wie oft man über etwas nachdenkt, sondern wie man damit umgeht. Die Überlegungen dürfen nicht zu einer Belastung werden. Denn etwas immer und immer wieder zu überdenken, bietet einem auch die Möglichkeit, Dinge aus anderen Perspektiven zu sehen. Ich gebe zu, mir gelingt das kontrollierte «Overthinking» noch nicht. Aber vielleicht ist dies auch einfach etwas was zum Leben dazu gehört. Doch keine Sorge - manchmal denke ich auch gar nicht. Dies drückt sich dann auch wieder in gewissen Situationen aus. Von daher kann man getrost sagen, dass das «Overthinking» noch nicht «Overhand» genommen hat.
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