News von der Glarner reformierten Landeskirche

Osterrituale im Kanton Glarus 2

von Pfarrerin Iris Lustenberger
min
04.03.2025
Die Osterfrühfeier in Ennenda, welche heuer zum 15. Mal stattfindet, lässt mit ihren schlichten wie ursprünglichen Symbolen und Ritualen lässt den Wechsel vom Tod zur Auferstehung eindrücklich erleben. Ein Besuch.

Ins stille noch dunkle Dorf erklingt am Ostermorgen um 5.55 Uhr die kleinste unserer Glocken mit der Inschrift «Die Liebe höret nimmer auf» und lädt zur Osterfrühfeier ein. Wir treffen uns im Chor der beinahe dunklen Kirche. Einzig unter dem Kreuz und bei jenen, die Lesungen machen, brennt eine Kerze. Im Schein der Kerze sind unter dem Kreuz die 33 Steine erkennbar, die für die 33 Lebensjahre Jesu stehen. Während wir im Kreis sitzen und wahrnehmen, dass wir gemeinsam da sind, geht die erwartungsvolle Stille über in warme Flötenklänge. Wir singen: «bleibet hier und wachet mit mir, wachet und betet.» In diesem ersten schlichten Teil der Feier, geht es darum, alles, was wir in unserem Leben als dunkel und schwer erleben, vor Gott zu legen. Ein Gefäss mit Öl geht reihum zu folgenden Worten: «Empfangt etwas ÖL – salbt eure Hände. Würdigt euch selbst! Salbt alle inneren und äusseren Verletzungen, alles, was getrennt ist von der Liebe. Salbt durch die Hände euer wunderbares Wesen, das mit Gott verbunden ist.»

Ein Kreis ums Feuer
Im zweiten Teil der Feier gehen wir durch die Seitentüre nach draussen, wo das Osterfeuer brennt. Das Holz stammt von einem unserer Christbäume der vergangenen Jahre, die von unseren Sigristen im Turm der Kirche sorgfältig gelagert werden. Vogelstimmen und das Knistern des Feuers, die Bergkulisse in der Morgendämmerung, das Spiel der Flammen und unser Kreis ums Feuer machen diese einmalige Stimmung aus. Es besteht die Möglichkeit, dem Feuer die Zettel zu übergeben, die im Gottesdienst am Karfreitag geschrieben wurden. Wir lassen das Feuer und diese besondere Stimmung auf uns wirken, bis Worte, von verschiedenen Menschen gesprochen, die Stille durchbrechen:
«Das Osterfeuer steht für deine Liebe, die den Tod nicht kennt.
Die all unsere Schuld vergibt.
Die unsere Ängste in Vertrauen verwandelt.
Die uns miteinander verbindet und unsere Beziehungen erneuert.
Die all unsere Gegensätze miteinander vereint: Leben und Tod
Liebe und Hass, Himmel und Erde, Freude und Leid.
Das Osterfeuer schenkt uns die Gewissheit, dass nichts, was unser Leben durchkreuzt, uns von deiner Liebe trennen kann. Segne du Gott unser Feuer! Und segne unsere Kerzen, die wir am Feuer der Auferstehung anzünden.»
Zu den Worten «Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden» entzünden wir die neuen Osterkerzen, die uns wieder durch ein Jahr lang in Freude und Leid begleiten werden. Feierlich werden sie in die Kirche getragen und wir alle geben uns nun den Ostergruss und das Licht weiter. 

In diesem dritten Teil des Gottesdienstes ertönt die Orgel in ihrem vollen Klang, es wird gesungen, gebetet und den Worten der Bibel und der Osterpredigt gelauscht, während die Seitentüre der Kirche offen bleibt und den Blick zum Osterfeuer freigibt. Das Plenum unserer Glocken ruft die Osterbotschaft ins Dorf hinaus und wir wünschen uns alle frohe Ostern.
Abgerundet wird unsere Osterfrühfeier mit einem gemeinsamen Frühstück und fröhlichen Beisammensein im Glärnischbligg und dem traditionellen Eiertütschen mit farbenfrohen Eiern, die die Bewohnerinnen und Bewohner des Altersheims Bühli uns schenken.
Ich habe ein ähnliches Ritual bei meiner Pfarrstelle in Oberrieden am Zürichsee kennen- und lieben gelernt und in Ennenda einfgeführt.

Den Osterfilm der Kirchegemeinde Ennenda können Sie sich auf unserer Website anschauen: https://www.ref-ennenda.ch/bericht/316

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