Osterrituale im Kanton Glarus
Wenn ich zurückschaue, war Ostern immer ein schönes Fest. Auf den Lammbraten am Mittag hätte ich damals liebend gern verzichtet, auf den Osterspaziergang nicht. Denn hier war der Osterhase unterwegs gewesen und hatte entlang der Route hier und da etwas versteckt. Dem Osterfest ging die Fastenzeit voraus, die für uns Evangelische nicht eine so grosse Bedeutung hatte. Lediglich, wer regelmässig zur lutherischen Kirche ging, merkte, dass sich im Laufe der Zeit etwas veränderte.
Die liturgische Farbe, sichtbar am Parament am Altar wechselte von grün auf violett, die Farbe der Busse. Nach und nach fielen liturgische Gesänge weg, die einen lutherischen Gottesdienst so prägen. Erst das Halleluja nach der Schriftlesung, danach das Gloria nach dem Gnadenzuspruch. An Karfreitag war die liturgische Farbe schwarz. Nach dem Gottesdienst gab es Kochfisch, vor dem es uns graute, aber das passte ja zum Karfreitag und am Samstag darauf ging es zum Osterfeuer, vor dem sich nebst der Feuerwehr der ganze Stadtteil versammelte.
An Ostersonntag wechselte die liturgische Farbe wieder von schwarz auf weiss, als Zeichen der Freude und die liturgischen Gesänge und altbekannte Osterlieder wurden im Gottesdienst gesungen. Das alles zusammen sind liebevolle Erinnerungen und längst pflege ich manch andere Bräuche, oft jene, die ich in meiner Gemeindearbeit im Laufe der Jahre lanciert habe. Zum Beispiel ein Osterfrühstück im Kirchgemeindehaus oder auch in freier Natur kurz nach Sonnenaufgang mit Blick ins Morgenrot. In den letzten Jahren bin ich jeweils mit Jugendlichen am Samstagabend zu einer Feuerstelle gegangen. Dort haben wir gebetet, gesungen und am Feuer ein Osterlicht angezündet, das wir dann in die Stadtkirche getragen haben. Diese Tradition pflegen andere Kirchgemeinden auch und dies teilweise schon sehr viel länger. Dabei gibt es auch rechte Frühaufsteher. So zum Beispiel in Obstalden, Luchsingen oder in Ennenda.
Musikalische Osternacht
Die musikalische Osternacht in Obstalden beginnt z.B. um 6.15 Uhr und ist eine lange, sicher mehr als 20-jährige Tradition – Pfarrer Ueli Knoepfel und der damalige Organist Fredi Grossmann waren wohl diejenigen, die diese Art der Feier aufgleisten. Der Gottesdienst läuft nach einer alten Liturgie ab und wird durch einen ad hoc Chor und Instrumentalisten sehr feierlich. Von der Lesung der Schöpfungsgeschichte bis zum Abendmahl wird ein grosser Bogen gespannt, während aus der Dunkelheit der helle Tag langsam erwacht. Anschliessend findet ein Morgenessen im Pfarrhaussaal statt.
Von Hand zu Hand
Die Idee der Osternachtfeier sprach sich auch bis ins Grosstal herum und so wurde sie hier ebenfalls eingeführt. Dort beginnt sie um 5.30 Uhr auf dem Friedhof vor der Kirche Luchsingen beim Osterfeuer. Nach einer kurzen Besinnung zur Nacht und zur Kreuzigung Jesu entzünden die Teilnehmenden die Osterkerze am Feuer und tragen diese feierlich in die Kirche. Dort erhalten alle eine Kerze, die dann vom Osterfeuer ausgehend von Hand zu Hand entzündet wird, bis die ganze Kirche durch die Lichter der Kerzen erleuchtet ist. „So kommt das Licht der Auferstehung in unser Leben… Schritt für Schritt, von Hand zu Hand“, erzählt Pfarrerin Manja Pietzker.
Osterrituale im Kanton Glarus