News von der Glarner reformierten Landeskirche

Nachgedacht: Das Potenzial von Weihnachten

von Pfarrer Peter Hofmann
min
28.11.2024
Weihnachten ist mehr als Geschenke und Lichterglanz: Dieses Fest zeigt die Wesensverbundenheit des Schöpfers mit der Schöpfung. Was das bedeutet - egal ob gläubig oder nicht - wird deutlicher, wenn man einmal ungewohnt fragt: Warum kam Jesus leibhaftig auf die Welt – und nicht als Künstliche Intelligenz (KI)?

Gott, oder wie immer wir den Urgrund des Lebens nennen wollen, wollte mit Jesus, jenem vorderorientalischen Wanderprediger nicht nur eine Botschaft oder eine Lehre verkünden. Er wollte, so bezeugt es die weltweite Christenheit seit alters, «wirklich Mensch» sein. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was es für Sie persönlich bedeutet, nicht Agnostiker oder Christ, bekennend oder konfessionsfrei zu sein, sondern «schlicht und einfach Mensch» - Mensch, mit allen Freuden und Leiden? Was es bedeutet, mit einem Körper ausgestattet zu sein, der ab und zu ekstatisch explodiert und dann handkehrum gegen einen krankmachenden Virus rebelliert oder sich wegen einer üblen Zellvermehrung langsam von Innen zersetzt?
Haben Sie sich auch schon überlegt, was es bedeutet, ein Bewusstsein zu haben, das Physisches überschreitet und sich manchmal niedergeschlagen fühlt – und dann wieder freudig? Schliesslich: Was es bedeutet, dass Menschen, wenn Sie untereinander in Aktion sind, manchmal nicht nur «lauter Liebe» füreinander empfinden, sondern hin- und herpendeln zwischen den Polen von liebevoller Zuneigung und blanker Abwehr?

Mich berührt Weihnachten nicht, weil Gott mir an diesem religiösen Fest eine Botschaft oder Lehre vermitteln will. Sondern weil er mir am Weihnachtsfest in seiner eigenen Existenz begegnet. Weil er sich mir zeigt als einer, der mich versteht und der mich im Leben begleitet, was auch immer geschieht. Eine KI, so fortschrittlich sie einmal unbestritten sein wird: Diese Wesensverbundenheit kann sie nicht erreichen. Sie kann zwar Informationen verarbeiten und menschenähnliche Antworten liefern. Aber ihr fehlt die gelebte Erfahrung des Menschseins. Sie kann nicht fühlen, was ich fühle und nicht leiden, woran ich leide. Und sie kann schon gar nicht lieben, wie ich liebe. Auch Jesus kann sie nicht lieben.

Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht mögen Sie sich bis am 24./25. Dezember täglich bis zu vier Minuten Zeit nehmen, das Lied «Ich steh an deiner Krippe hier» in Ruhe anzuhören und dabei auf die Worte zu achten? Lassen Sie sich von Musik und Text berühren und öffnen Sie Ihr Herz für Jesus:
Hier von J. S. Bach, in der jazzigen Version, Sängerin ist die Songwriterin Pamela Natterer:
https://www.youtube.com/watch?v=E3NJcqKv_Qs

oder mit der Sängerin Viola Blache:
Bach - Ich steh an deiner Krippen hier BWV 469 - Blache | Netherlands Bach Society

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest, an dem Sie die Liebe Gottes und die Gegenwart Jesu in Ihren Herzen erfahren dürfen.
Das sehr persönliche Lied «Ich steh an deiner Krippe hier» von Paul Gerhardt umkreist den innersten Kern der Gottesbeziehung. Es vermittelt eine Botschaft von Hoffnung und Trost. Die Melodie ist von Johann Sebastian Bach, hier in der Fassung des Kirchengesangbuchs.

Von Peter Hofmann, Pfarrer in Schwanden GL

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