News von der Glarner reformierten Landeskirche

Nachgedacht

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28.12.2021
Das vergangene Jahr 2021 scheint ein Déjà-vu zu sein. Nach einem anfänglichen Lockdown keimte im späten Frühling die Hoffnung auf, dass sich das Leben auch dank der Impfung nun allmählich normalisieren werde. Doch diese Hoffnung währte kurz. Neue Maßnahmen wurden eingeführt, die aus rechtlicher Sicht sogar drastischer sind denn je. Und die Furcht vor neuen Lockdowns ist nicht gebannt. Von Pfarrer Immanuel Nufer, Bilten-Schänis

Die beiden vergangenen Jahre haben weltweit Spuren hinterlassen, die – wenn überhaupt – nicht einfach so verblassen werden. Unterdessen ist allen klar geworden, dass das Virus auch mit Impfungen nicht verschwinden wird. Vielmehr müssen wir damit leben lernen. Erst recht gilt dies für die Spannungen und Gräben, die sich in der Gesellschaft aufgetan haben. Wie weit darf und soll die persönliche Freiheit zugunsten der Solidarität eingeschränkt werden? Was bedeutet Solidarität überhaupt? Und wie solide sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse bezüglich der Maßnahmen? Solche Fragen beschäftigen ja nicht nur Wissenschaftler und Politiker, sondern spalten unsere Gesellschaft bis in die intimsten Bereiche menschlichen Zusammenlebens. 

Es ist offensichtlich, dass das Virus uns auf dem falschen Fuß erwischte. Wir waren unvorbereitet. Alle, nicht nur die Wissenschaftler und Politiker. Und keiner weiß, wie in späteren Zeiten über uns geurteilt werden wird. 

Nun steht ein neues Jahr an und die Frage stellt sich, ob es wieder ein Déjà-vu geben wird. Es wäre unverantwortlich, dies vorhersagen zu wollen. Wissenschaftler wie Politiker tappen viel mehr im Dunkeln, als wir das gerne hätten. Mit dieser Unsicherheit müssen wir leben. Jedoch können wir uns sehr wohl überlegen und entscheiden, wie wir in Zukunft miteinander umgehen wollen. Wahrscheinlich ist dies die wichtigste Frage in dieser Krise, auf die wir eine Antwort brauchen.

Die Herrnhuter Jahreslosung 2022 lautet: „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Diese Aussage fasst das Leben Jesu sehr prägnant zusammen. Der Mann, der wohl wie niemand anders Ablehnung und Verachtung erduldete, obwohl er notleidenden Menschen half und auf Ausgegrenzte ohne Furcht zuging, und zuletzt wie ein Schwerverbrecher hingerichtet wurde, ließ sich auf alle Menschen unterschiedlichster Haltungen ein und wies keinen ab, der zu ihm kam.

Es ist nicht die Maske, die uns an der Gemeinschaft mit unserem Nächsten hindert, und auch nicht die fehlende Impfung, welche uns davon abhalten kann, den anderen anzuhören (es gibt ja auch noch das Telefon). Eine Sicherheit, dass wir uns nicht trotz aller Maßnahmen anstecken, gibt es nämlich nicht. Aber mit Sicherheit können wir sagen, dass es uns allen besser gehen wird, wenn wir dafür einstehen, dass sich diese gesellschaftlichen Gräben nicht noch weiter vertiefen. Jesus ist uns darin ein Vorbild, solche Gräben zu überwinden. 

 

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