Mit Jesus und Rimuss ins neue Jahr
Die Eröffnungsshow zeigt gleich zu Beginn, dass hier Profis am Werk sind. «Wir verpacken den Inhalt der Bibel zeitgemäss», sagt Lukas Herzog, Mediensprecher des Praise-Camps. Mit Licht-, Sound- und Pyrotechnik kommt schon in den ersten Minuten Stimmung auf. Die 5800 Jugendlichen tanzen so ausgelassen zur Musik, dass der Boden im Obergeschoss der Messe Basel in Schwingung gerät. Man hofft, dass die Statiker diese religiöse Begeisterung bei ihren Berechnungen berücksichtigt haben.
Heiliger Geist und Vaterunser
Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Veranstaltung nicht von kommerziellen Rock- oder Rapkonzerten, wären da nicht die eingeblendeten Texte auf Englisch und Deutsch, die von Jesus, dem Heiligen Geist und dem Vaterunser handeln. Im Promo-Video zum Praise-Camp auf der Website thematisiert ein Rapper mit Ostschweizer Dialekt das Gebet und das Vertrauensverhältnis zu Gott. Von der Form her sind die Veranstalter auf der Höhe der Zeit.
Professionell ist auch die Medienarbeit. Herzog, Mitte dreissig, mit getrimmtem Bart und Baseball-Cap, nimmt sich viel Zeit und weiss mit Journalisten umzugehen. Kritische Fragen, beispielsweise über Sinn und Unsinn von Grossveranstaltungen oder zur Sexualmoral freikirchlicher Gruppierungen, beantwortet er souverän. Er vermeidet tunlichst, dass der Eindruck entstehen könnte, auf einer Missionsveranstaltung zu sein. Er gibt sich tolerant und weltoffen. Und tatsächlich entsteht das Gefühl, dass sich hier einfach viele gutmeinende Menschen treffen, die der Welt zum Besseren verhelfen möchten.
Ziel des Camps, so Herzog, sei es, die Jugendlichen zu ermutigen, ihre persönliche Beziehung zu Gott zu finden. Gleichzeitig würde man auch selbst ermutigt unter so vielen Gleichgesinnten. «Es ist schön, so viele Menschen zu sehen, die am gleichen Strick ziehen», meint Mediensprecher Herzog.
Freikirchlich geprägt
Veranstalter des freikirchlichen Jugendfestivals sind wie in den Vorjahren die vier Organisationen Bibellesebund, Campus für Christus, King’s Kids und SEA Jugendallianz. Doch auch Katholiken und Reformierte feiern mit. Das diesjährige Camp steht unter dem Motto «Beten». Dazu sagt Peter Reusser, Hauptverantwortlicher des Camps: «Das Gebet ist ein Schlüsselelement in jeder Gottesbeziehung. Wir wollen die Menschen deshalb unterstützen, ihre Beziehung mit Gott aktiv zu gestalten.» Und weiter: «Ich bin voller Hoffnung, dass dieses Camp ein Meilenstein mit nachhaltig positiven Auswirkungen im Leben vieler Teilnehmer wird.»
Beeindruckende Marketingmaschine
Das christliche Jugendcamp, hinter dem eine Marketingmaschine mit dreissig freiwilligen Helferinnen und Helfern steht, die auf allen Kanälen der Kommunikationsklaviatur spielen, ist in der Schweiz das grösste seiner Art. Das Camp bietet den 13- bis 25-Jährigen während fünf Tagen ein breites Angebot, beispielsweise Inputs von Referenten aus dem In- und Ausland, Konzerte, Worship- und Gebetszeiten, Seminare, Freizeit- und Sportangebote.
Vor zwei Jahren haben die Jusos gegen das Praise-Camp bei der Messe Basel interveniert. Aber das ist Schnee von gestern. Heute stört sich niemand mehr am Praise-Camp und die Jugendlichen scheinen eine gute Zeit zu haben und stossen mit Rimuss und Jesus auf das neue Jahr an.
Toni Schürmann, 8. Januar 2019
Mit Jesus und Rimuss ins neue Jahr