News von der Glarner reformierten Landeskirche

Mit Gott um die Welt

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01.07.2019
Die Faszination des Reisens hat mich schon als kleiner Junge gepackt und begleitet mich seit Langem. Waren es früher Tom Sawyer und Huckleberry Finn oder Lukas der Lokomotivführer, die mich zum Reisen inspirierten, so kamen im jugendlichen Alter Roald Amundsen und Robert Scott dazu. Dann war noch dieser Typ, der ohne Geld mit seinen zwölf Jüngern zu Fuss durch die Welt zog und irgendwie überlebte…

Im vergangenen Herbst war es dann so weit. Ich erreichte eine Lebensphase, die es mir erlaubte, die Schweiz hinter mir zu lassen, ohne vor irgendetwas davonzulaufen. Diese Gelegenheit musste ich packen, und so startete ich das Abenteuer meines Lebens.

Tausend Gründe, ein Entscheid
Es waren wohl tausend Gründe, die mich zum Reisen bewegten. Vor allem mein Interesse an der Welt, verschiedene Sprachen und Kulturen zu entdecken und Abenteuer zu erleben, um später Geschichten erzählen zu können. Da war sicherlich noch mehr. Das Verlangen nach Aufmerksamkeit? Der Ablösungsprozess von meinen Eltern? Oder der Wunsch, eine Frau zu finden? Vielleicht ein wenig von allem. – Der wohl grösste Grund für die unkonventionelle Art meiner Reise war jedoch die Neugierde. Wie weit kann ich wirklich gehen mit meinem Glauben? Ich bin katholisch aufgewachsen und hatte einen festen Glauben an einen Gott, der mich stets begleitete. Seit Längerem wurde ich jedoch kritischer und hinterfragte alles. Da mir für die vielen Fragen oft niemand eine richtige Antwort geben konnte, musste ich selber auf den Weg gehen und ausprobieren, was passiert, wenn man einfach so zu Fuss loszieht, ohne viel Geld und man nur auf Gott und das Schicksal vertraut.

«Dann war da noch dieser Typ, der ohne Geld mit seinen zwölf Jüngern zu Fuss durch die Welt zog…»

Am 14. September 2018 startete ich zu Fuss vor dem Haus meiner Eltern in Richtung Schaffhausen. Begleitet von ein paar Freunden und mit viel zu viel Gepäck lief ich nach Wil, durch den Thurgau, und schliesslich erreichte ich den Rheinfall. Nach mehrmaligem Reduzieren meiner Gepäckstücke verliess ich die Schweiz und reiste per Anhalter weiter. Da waren sie plötzlich – die Antworten auf meine Fragen. Als ich nach 30 Tagen in Göteborg (Schweden) unversehrt ankam und realisierte, dass ich nur 30 Euro ausgegeben hatte, ich überall auf grosse Gastfreundschaft stiess, wurde mir klar: «Da ist irgendein Gott, der mich begleitet und beschützt.»

Intensive Eindrücke
Wohin meine Reise gehen soll, weiss ich nicht genau, und es ist mir auch nicht so wichtig. Ich möchte Sprachen lernen und Kulturen entdecken, egal welche. Die Freiheit der Spontaneität ist der wichtigste Faktor auf meiner Reise. Ich bin in neun Monaten über Skandinavien bis nach Kap Verde (Inselgruppe in der Nähe von Senegal) gekommen, habe viele spannende Menschen getroffen, Schwedisch und Segeln gelernt, bei minus 34 Grad Celsius gefroren und bei über 30 Grad Celsius in der Sonne geschwitzt. Ich habe bei einem norwegischen Priester übernachtet und mit einem polnischen Obdachlosen einen Baucontainer geteilt.

«Ich habe mit einem polnischen Obdachlosen einen Baucontainer geteilt.»

Die Eindrücke dieser Reise sind teilweise so intensiv, dass ich sie kaum verarbeiten kann und oft froh bin, wenn ich wieder für längere Zeit an einem Ort bleiben kann. So kam es, dass ich wieder in der Schweiz bin und den Sommer bei Familienfesten und Hochzeiten hier verbringen werde. Auch möchte ich mein Reisebudget wieder etwas aufbessern. Die Reise wird weitergehen, denn mein Reisefieber ist stärker denn je, aber genau so wie meine Abenteuerlust, so wächst auch die Verbundenheit mit meiner Heimat.

www.travel-the-world.me

 

 

Text | Foto: Maurice Grob  – Kirchenbote SG, Juli-August 2019

 

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