News von der Glarner reformierten Landeskirche

Mit dem Velo den Vorurteilen entgegenradeln

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29.06.2017
Sie gehören unterschiedlichen Religionen an und haben verschiedene Weltanschauungen. Gemeinsam fährt eine Gruppe junger Menschen quer durch die Ostschweiz und Zürich, um verschiedene religiöse Orte zu besuchen. Auch zwei junge Reformierte sind bei «Dialogue en Route» dabei.

Die ganze Woche lang still sein, nur am Sonntag eine Stunde lang reden dürfen. Das kann sich Florian Bachofner kaum vorstellen. Für die damaligen Mönche der Kartause in Ittingen, die ein Schweigegelübte ablegen mussten, war das normal. Einen kleinen Einblick in ihren Alltag werden Bachofner und andere junge Erwachsene und Jugendliche am kommenden Freitag im Rahmen des Projekts «Dialogue en Route» erhalten. «Wir werden selber üben, eine Viertelstunde lang still zu sein und den Alltag der Mönche zeigen», sagt Bachofner.

Vom Tibet-Institut bis zum serbischen Tanzverein
Der reformierte Florian Bachofner aus Gossau im Kanton Zürich war bei der Organisation des Angebots in der Kartause dabei. Vom 25. Juni bis 2. Juli finden zur Eröffnung von «Dialogue en Route» in der Ostschweiz und in Zürich unterschiedliche öffentliche Veranstaltungen statt, bei welchen die religiöse und kulturelle Vielfalt der Schweiz erlebt werden kann. So wird beispielsweise die eritreische Gemeinde in Chur, der serbische Tanzverein in Altstätten, die Moschee in Kreuzlingen oder das Tibet-Institut in Rikon besucht.

Organisiert hat diese Veranstaltungen eine Gruppe von rund 30 so genannten «Guides» unterschiedlicher Religion und Weltanschaung. In verschiedener Zusammensetzung fahren sie die ganze Woche mit dem Velo die einzelnen Veranstaltungen ab und eröffnen dabei die Orte des Projekts. Nach der Eröffnungswoche werden die Angebote für die breite Öffentlichkeit, Schulklassen und Individualpersonen das ganze Jahr buchbar sein.

Erzählungen aus erster Hand
Begonnen hat die Eröffnungstour von «Dialogue en Route» am vergangen Sonntag im Benediktinerkloster Disentis im Kanton Graubünden. «Wir durften einen 21-jährigen Mönch kennenlernen. Das war spannend, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, im Kloster zu leben», sagt Bachofner, der selber 19 Jahre alt ist. Es seien solche Begegnungen, die das Projekt ausmachen. «Auch mal gleich vor Ort zu sehen, wie der hinduistische oder buddhistische Glauben gelebt wird, finde ich interessant. Die Gläubigen können aus erster Hand von ihrem Alltag erzählen», sagt Bachofner, dessen Vater ein reformierter Pfarrer ist.

Vorurteile abbauen
So wie Bachofner ist auch Vera Holz aus Speicher im Kanton Appenzell Ausserrhoden bei «Dialogue en Route» aktiv. «Ich finde es wichtig, andere Kulturen und Religionen kennenzulernen, um so Vorurteile abzubauen», sagt Holz.

Sie selber werde den anderen von ihrem reformierten Glauben erzählen und wie es war, mit ihm aufzuwachsen. «Meine Eltern haben beide Theologie studiert. Bei uns war und ist Religion ein wichtiges Thema», sagt die 20-Jährige. Auch sie selber studiert in Bern Germanistik und im Nebenfach Theologie und Geschichte.

Als Koordinatorin mit auf der Tour dabei ist auch Annina Schlatter. Sie betreut die Guides auf allen ihren Etappen. Über ihre bisherigen Erfahrungen sagt sie: «Viele Passanten sind neugierig, wenn wir mit unseren Velos angefahren kommen. Manche sind auch skeptisch, wenn wir sie auf unser Projekt ansprechen. Sie meinen, dass wir nach Spendengeldern fragen wollen.»

Die Stimmung sei unter den Guides bis jetzt gut.«Es findet ein lockerer Austausch zwischen ihnen statt», sagt Schlatter.

Nationales Projekt
Lanciert wurde das Projekt «Dialogue en Route» von der Interreligiösen Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz Iras Cotis. Ziel des Projekts sei es, anderen Religionen und Weltanschauungen begegnen zu können und damit zum friedlichen Zusammenleben beizutragen. «Bis jetzt sind wir mit den Anlässen sehr zufrieden», sagt Moira Grieger, Verantwortliche Kommunikation «Dialogue en Route». Am Montag habe beispielsweise eine Stadtführung in Ilanz im Kanton Graubünden zum Thema Reformation stattgefunden. Am Abend habe es ein Nachtessen bei der eritreischen Gemeinde in Chur gegeben.«Man ist gemeinsam an einen Tisch gesessen und hat sich trotz Sprachschwierigkeiten austauschen können», sagt Grieger.

Nächstes Jahr wird das Projekt im Tessin, dem Welschland und der Zentralschweiz eröffnet werden, 2019 in der Genfersee Region und Espace Mittelland.

Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund ist mit dabei
Getragen wird der «Dialogue en Route» von der Schweizerischen Bischofskonferenz SBK, dem Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund SEK, der Föderation Islamischer Dachorganisationen der Schweiz FIDS und dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund SIG.

Die grossen Religionsverbände wollen damit ein Zeichen für den Religionsfrieden, setzen, wie es in einer Medienmitteilung heisst. Das Projekt steht unter dem Patronat der Schweizerischen Unesco-Kommission und ist Teil des Integrationsdialogs der Tripartiten Agglomerationskonferenz TAK. An der Realisation sind die Universitäten Bern, Lausanne und Luzern sowie diverse pädagogische Hochschulen beteiligt.

Andreas Bättig / ref.ch. / 29. Juni 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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