News von der Glarner reformierten Landeskirche

Mission heute

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24.05.2019
Manche reagieren allergisch beim Wort «Mission». Sie denken dabei an die dunklen Seiten der Kolonialgeschichte, als Europäer in ihrem Überlegenheitswahn fremde Völker religiös nötigten und kulturell bevormundeten. Doch gab es neben diesen schlechten Beispielen auch die gute Mission, die Menschen befreite und begeisterte. Dies hat heute Europa selbst wieder nötig.

Von Pfarrer Ulrich Knoepfel 

In vielen Ländern in Lateinamerika, Afrika und Asien boomen die Kirchen. Hunderte Millionen Menschen fühlen sich von der christlichen Botschaft existentiell angesprochen. Gottesdienste, die vor Lebendigkeit nur so sprühen, geben ihnen die Energie, um am vielen Leid nicht zu verzweifeln, sondern ihr Leben zuversichtlich anzupacken.

In unseren Breitengraden hingegen ist die christliche Religiosität rückläufig. Viele sind geistlich indifferent geworden und kennen kaum mehr den Sinn der christlichen Feiertage. Über den eigenen Glauben zu sprechen, ist manchen peinlich. Kein Wunder, nehmen die Mitgliederzahlen der traditionellen Kirchen ab. 

Ja, die Verhältnisse haben sich umgekehrt: Heute ist das abendländische Europa weitgehend zum Missionsland geworden. Es könnte viel lernen von denen, die es einst selbst missioniert hat. Dies gilt gerade auch für uns Kirchen. Wir sollten uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass es uns wohl bekäme, missioniert zu werden. Wir hätten mehr spirituelle Unbefangenheit nötig und geistliches Feuer, das die Seelen ansteckt und uns sprachfähig macht. 

Auf Augenhöhe 

Überhaupt müssen wir unser überkommenes Verständnis von Mission gründlich revidieren. Gute Mission ist nicht ein Überreden zum «richtigen» Glauben. Sie belehrt nicht von oben herab andere, denen sie ein geistiges Defizit unterstellt. Gute Mission begegnet den Menschen respektvoll auf Augenhöhe. Sie vereinnahmt sie nicht, sondern freut sich, mit ihnen Gemeinschaft zu teilen in offener Gastfreundschaft und ohne Hintergedanken. Missionarinnen und Missionare, die diesen Geist leben, wollen nicht andere «gläubig machen», sondern vielmehr den Glaubensfunken anfachen, der in jedem Menschen von Geburt an glüht. So verstanden ist Mission eine Daueraufgabe für alle zukunftsorientierten Kirchen. Für sie gilt: Wer nicht missioniert, hat demissioniert! 

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