News von der Glarner reformierten Landeskirche

Miss Albino gekürt

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04.03.2020
In Simbabwe, dem Land des diesjährigen Weltgebetstags, trifft Schwarz auf Weiss. Die Frage der Hautfarbe führt bis heute zu Konflikten. Auch Albinos leiden darunter.

Verspottet oder sogar verfolgt: Afrikas Söhne und Töchter mit Albinismus, einer genetisch bedingten Pigmentstörung, erleben oft Schlimmes. «Als Kind wurde ich gehänselt und beschimpft», erinnert sich die 34-jährige Brenda Mudzimu. So wie ihr erging und ergeht es vielen, die mit ihrer weissen Haut und ihren weissen Haaren überall in Afrika auffallen. 

Erster «Miss Albino»-Wettbewerb
Mudzimu will das ändern. Obwohl sie weiss, dass sie und ihre Leidensgenossinnen schön seien, würden sie bei «normalen» Schönheitswettbewerben nicht vorkommen. Deshalb organisierte sie 2018 den ersten «Miss Simbabwe Albino»-Wettbewerb. Und so konkurrierten dann auch weisshäutige Schönheiten in verschiedenen «Disziplinen» miteinander, sei es im Tageskleid, im «afrikanischen Outfit» und in der Abendgarderobe.

Die Veranstaltung machte Schlagzeilen: Auch in deutschen Medien wurde darüber berichtet. Den Teilnehmerinnen geht es dabei gar nicht um den Sieg. «Wir wollen, dass wir und andere Albinos als Teil der simbabwischen Gesellschaft gesehen werden», betonen sie. Die am Wettbewerb beteiligten Frauen wissen, dass in vielen Regionen Afrikas ihr Leben in Gefahr ist. Manchmal werden Menschen mit Albinismus bedroht und sogar ermordet. Manche werden der Hexerei bezichtigt und erschlagen.

Magische Kräfte
Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte
OHCHR meldete, dass seit 2006 in 28 Ländern 600 Angriffe auf Albinos nachweisbar seien. Die Zahl dürfte jedoch deutlich höher liegen. Es herrsche der Aberglaube, dass Körperteile von Menschen mit Albinismus magische Kräfte besitzen. Der OHCHR spricht von einem «lukrativen und makabren Markt».

Den Schönheitswettbewerb hat schliesslich Sithembiso Mutukura gewonnen, die zur Siegerehrung ihre weisse, halbtransparente, brautkleidähnliche Robe trug. Die 22-Jährige studiert Sozialarbeit: «Als ‹Miss Albinismus Simbabwe› will ich für die Rechte von Kindern mit Albinismus kämpfen», versprach sie. Sie komme aus einem armen Dorf, berichtete sie. «Arme Menschen können sich keine Sonnencreme leisten», erzählt sie. Dabei wäre das Eincremen so wichtig, denn Menschen mit Pigmentstörungen seien besonders anfällig für Sonnenbrand und das Hautkrebsrisiko ist gross. 

In Afrika stark verbreitet
Bei Menschen mit Albinismus ist die Bildung des Pigments Melanin gestört. Deshalb wird die Haut bei Sonnenbestrahlung nicht braun, sondern sie «verbrennt» und entwickelt Melanome, also Hautkrebs. Der Albinismus, der meistens mit einer verminderten Sehschärfe und verändertem räumlichem Sehen einhergeht, ist in Afrika stärker verbreitet als in
Europa: Einer von 5000 Afrikanern und Afrikanerinnen südlich der Sahara ist davon betroffen. In Europa ist es nur einer von 20 000.

Freddy Dutz, kirchenbote-online, 4. März 2020

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