Mein Abenteuer in Norwegen beginnt
Von Helena Golling
Es war genau so, wie man sich Norwegen im Winter vorstellt: Bitterkalt und Schnee soweit das Auge reicht. Als wir im neuen Jahr in Oslo ankamen, waren es -10°C und der Boden eisig und rutschig. Der Schnee knirschte unter den Schuhen und der Himmel war blau und wolkenlos. Immerhin brannte in der Lobby unseres Hotels ein offenes Feuer, das Gemütlichkeit ausstrahlte oder Hygge, wie es die Norweger nennen. Mein Abenteuer in Norwegen hatte begonnen. Für das nächste halbe Jahr würde ich hier studieren.
Nach einer Woche mit meiner Familie, die mich in den hohen Norden hinaufbegleitet hat, bin ich jetzt angekommen in meinem WG-Zimmer an der Uni in Ås, Norwegen. In meiner Sechser-WG sind wir bisher zu dritt: der Tierarztstudent Basel, der Maschinenbauer Aksel und ich. Wir haben uns darauf geeinigt, Norwegisch zu reden und das klappt immer besser. Meine Vorarbeit, das Norwegisch-Lernen der letzten Monate, zahlt sich aus. Wenn mir ein Satz zu schnell geht, frage ich nach, und lerne so täglich neue Worte. Das erste Wochenende hier nutzte ich zum Ankommen und freundete mich zwischen den Wohnheimen mit einer gleichaltrigen Norwegerin und ihrem Hundewelpen an. Kris ist sehr nett und zeigte mir den Campus, da sie sich schon auskennt. Am Sonntag lag immer noch sehr viel Schnee, es war aber nicht mehr so kalt. Von meinem Zimmer schaue ich auf eine Langlaufloipe hinunter. Und diesen Morgen herrschte dort Hochbetrieb. Ständig kamen Langläufer vorbei. Einmal kam eine ganze Familie, mit Kind und Hund. Ein andermal zog ein Vater sein Kind in einem Schlitten hinter sich her. Ich war zuvor erst einmal Langlaufen, mit 13, habe aber Langlaufski dabei. Wenn so viele Leute hier langlaufen, musste ich es auch ausprobieren. Also zog ich mich warm an, lief zur Loipe und versuchte, mich in die Ski einzuklicken. Kaum drin, fuhr ich auch schon los, hatte aber eine Rückenlage und plumpste rückwärts in den Schnee. Danach funktionierte es besser; ich fuhr eine Runde und entschied dann, dass es fürs Erste reichte. Abends traf ich mich noch mit drei AustauschschülerInnen aus Brasilien, Deutschland und Lettland zum Kaffee. Am Montag begann hier die Uni. Für drei Wochen besuche ich einen Blockkurs auf Englisch über Nachhaltigkeit bei Ernährungssystemen. Die Tage sind kurz. Wenn ich aufstehe, ist es noch dunkel und am Nachmittag um drei, wenn ich von der Uni heimkomme, dämmert es schon. Dafür sehe ich morgens oft Rehe auf dem Feld, das ich von meinem Fenster aus überblicke. Obwohl ich erst seit Kurzem hier bin, gefällt es mir sehr, ich fühle mich wohl hier. Die Leute sind freundlich und ich bin gespannt darauf, Norwegen kennenzulernen.
Mein Abenteuer in Norwegen beginnt