News von der Glarner reformierten Landeskirche
Ratgeber Glaubensfragen

Leserfrage: Weihnachten – heile Welt. Wirklich?

von Sabine Herold
min
09.12.2023
Jetzt kommt wieder die «heilige Zeit». Viele verbinden damit die Hoffnung auf eine friedliche Zeit. Doch wieso ist gerade die Weihnachtszeit so spannungs­geladen? G.K.
Pfarrerin Sabine Herold

Pfarrerin Sabine Herold

Unsere Kolumne zu Glaubensfragen. Haben Sie Fragen? Schreiben Sie Ihr Anliegen an die Redaktion, wir leiten es gerne weiter. redaktion@kirchenbote.ch

 

Liebe Frau K.,

Ihre Frage ist mehr als berechtigt. Wir müssen uns ernsthaft fragen, ob Weihnachten tatsächlich das Fest der Liebe ist. Ein Blick hinter die verschlossenen Türen, in die Ehen und Familien würde vermutlich ein ganz anderes Bild zeigen. Wie oft ist diese Festzeit mit unrealistischen Anforderungen, Missverständnissen, Streit und Krisen durchzogen! Die Atmosphäre ist angespannt, es fehlt nicht viel, dass die Harmonie ins Wanken gerät.

Was ist da los? Woher kommen diese überhöhten Erwartungen an dieses Fest? Dahinter liegt wohl die Sehnsucht von uns Menschen nach Frieden, nach echter Gemeinschaft, nach einem friedlichen Beisammensein, nach Familie und dem Gefühl von Heimat und Zugehörigkeit. Das ist zutiefst menschlich.

Vielleicht hilft ein Blick zurück zum Grund, warum wir dieses Fest eigentlich feiern. Als Jesus geboren wurde, da war alles andere als Frieden und heile Welt. Im Gegenteil: Israel stand unter römischer Besatzung, das Volk war von Konflikten gezeichnet, die Menschen litten unter Ungerechtigkeit und Armut. Sie sehnten sich nach dem Messias, der den wahren Frieden bringen sollte – wie einst König David. Mit Jesus ist der Messias und Friedefürst gekommen, jedoch ganz anders, als es die Menschen erwartet hatten. Jesus hat Frieden gebracht, der in der Beziehung mit Gott beginnt: Frieden mit Gott, der den Frieden im Herzen mit sich selbst bewirkt und der sich auf die zwischenmenschlichen Beziehungen auswirkt. Gottes Friede bedeutet nicht heile Welt, sondern Heil von Gott und dadurch inneren Frieden, der unser Verstehen übersteigt. Diesen Frieden dürfen wir uns von Gott schenken lassen. Nicht erst oder nur an Weihnachten, sondern am besten jetzt gleich, und immer wieder neu!

Sabine Herold

 

Unsere Empfehlungen

Gibt es bald keine kirchlichen Trauungen mehr?

Gibt es bald keine kirchlichen Trauungen mehr?

Leserfrage: Die Hochzeit meiner Tochter kürzlich fand nicht kirchlich, sondern mit einer Traurednerin statt. Die jungen Brautleute erklärten, sie wollten keine Feier, in der ihnen ein veralteter Glaube übergestülpt wird. Mich macht diese Aussage traurig. Claudia Henne antwortet.
Wie stehe ich zu meinen eigenen Bedürfnissen?

Wie stehe ich zu meinen eigenen Bedürfnissen?

Leserinnenfrage: «Wie schaffe ich es, mich in einer Beziehung wirklich zu öffnen für die andere Person und bei mir zu bleiben, mich selber nicht zu verlieren? Dies ist mein Problem. Oft fühle ich mich für andere verantwortlich und habe Schuldgefühle.» Solange Zmilacher antwortet.
Wie spricht man mit Kindern über den Tod und den Himmel?

Wie spricht man mit Kindern über den Tod und den Himmel?

Leserfrage von A.M.: «Unser Sohn (4) vermisst seine Oma sehr, seit sie vor einigen Monaten gestorben ist. Er stellt uns viele Fragen über den Himmel. «Oma hat den roten Pullover noch gar nicht fertig. Strickt sie jetzt im Himmel einen neuen?», wollte er kürzlich wissen. Ich fühle mich ratlos.» ...