Konfirmation gestern und heute
Von Ursi Campell, Glarus
Tim ist, nach seiner eigenen Einschätzung, etwas kribbelig im Hinblick auf diesen Tag. Es ist sein Tag, seine Familie trifft sich um mit ihm zusammen seine Konfirmation zu feiern. Es werden viele Besucher in der Kirche erwartet. Er wird zusammen mit seinen Freunden auch einen aktiven Beitrag zum Gelingen des Gottesdienstes erbringen. Nach der Kirche wird die Familie gemeinsam in einem Restaurant ein feines Essen geniessen. Tim hat auch schon seine Kleiderwahl getroffen. Es sind Kleider, die er im Schulalltag so nicht trägt. Er hat sich etwas Festliches ausgesucht, ein Jacket, schöne elegante Hosen und ein passendes Hemd. Und er weiss auch schon was er sich wünscht: Auf seiner Wunschliste stehen ein Städtetrip und eine Uhr.
Tims Omi, Ruth Bäbler wurde vor 64 Jahren in Ennenda konfirmiert. Auch für sie war dies ein Tag, der mit Spannung und Vorfreude erwartet wurde. Die ganze Familie mit Gotti und Götti kam an diesem Tag zusammen und feierte mit Ruth. Ruths Kleiderwahl fiel deutlich weniger aufwändig aus als heute. Ein Handelsreisender des Warenhauses Jelmoli mietete sich ein paar Wochen vorher im Saal eines Restaurants in Ennenda ein und stellte dort seine Konfirmations-Kollektion aus. Diese bestand aus Röcken und Kleidern für die Mädchen und aus formellen Anzügen für die Jungs, alles in Schwarz und ohne Schnickschnack. Da durfte sich Ruth ihr passendes Kleid aussuchen. Auf dem Erinnerungsbild sehen sich alle Konfirmandinnen und Konfirmanden sehr ähnlich. Es fällt keine und keiner durch extravagante Farben und Schnitte auf. Auch Ruth wurde beschenkt, mit einem Kirchengesangsbuch, einer Armbanduhr von der Grossmutter sowie mit Strümpfen, Spitzennastüechli und einem Nagelpflegeset.
Vorbereitungen für die Konfirmation im Wandel der Zeit
Die Vorbereitungen der beiden zu ihren Konfirmationen unterscheiden sich deutlich. Tim startete im vergangenen Frühling mit dem Konfirmationsjahr-Eröffnungs-Gottesdienst. Dann folgte das Konf-Lager auf Ameland in den Niederlanden, was er als sehr cool beschreibt. Er konnte zusammen mit seinen Kollegen und Kolleginnen viel erleben und sie hatten sehr viel Spass. Das Lager schweisste die Gruppe zusammen. Im Laufe des ganzen Konf-Jahres boten das Pfarrteam mit Dagmar Doll, Iris Lustenberger und Edi Aerni weitere verschiedene Programmpunkte zu ganz vielfältigen religiösen und sozialen Themen an, welche die Jugendlichen besuchten. Für Tim waren dies interessante Angebote, die seinen Horizont deutlich erweiterten und er neue Erfahrungen machen konnte. Auch der Religionsunterricht bei Pfarrerin Dagmar Doll betrachtet er als lehrreich, interessant und als gute Vorbereitung für die Konfirmation. Neben dem Religionsunterricht und den verschiedenen Themen-Angeboten war es auch Pflicht, zehn Gottesdienste zu besuchen. Tim Hauri hat insbesondere die Gottesdienste im Spital mit der gleichzeitigen Begleitung von kranken Menschen in guter Erinnerung. Und nun sind er und seine Freunde zusammen mit Dagmar Doll dabei, den Gottesdienst vorzubereiten und sich Gedanken zu machen, was ihr eigener Beitrag zum Gelingen sein wird. Tim glaubt, im Vergleich zur Zeit seines Grosis, sei doch einiges viel lockerer geworden und die Kirche nehme Rücksicht auf die Bedürfnisse der Jugendlichen.
Dem kann sein Omi, Ruth Bäbler nur beipflichten. Das Vorbereitungsjahr war sehr zeitintensiv und aufwändig. Die angehenden Konfirmandinnen und Konfirmanden hatten jede Woche Religionsunterricht. Auch wenn die Konfirmationsklasse gross war, fiel dem Pfarrer ein Fernbleiben eines Einzelnen sofort auf. Als Hausaufgaben mussten viele Kirchenlieder auswendig gelernt werden. Daneben war es obligatorisch, jeden Sonntag den Gottesdienst zu besuchen. Wer eine halbe Stunde vor dem sonntäglichen Gottesdienst zusätzlich noch zur Liederprobe erschien, bekam 10 Rappen geschenkt. Ruth Bäbler hat das alles pflichtbewusst mitgemacht und auch regelmässig das Einsingen vor dem Gottesdienst besucht. Der Konfirmationsgottesdienst wurde vom Pfarrer definiert, die Konfirmanden und Konfirmandinnen hatten keinen Einfluss auf dessen Gestaltung. Die Jugendlichen wurden einzeln aufgerufen und mussten zum Altar schreiten. Der Pfarrer übergab ihnen den Konfirmationsspruch und schaute jedem intensiv in die Augen. Dieser Augenblick hat sich in Ruth Bäblers Gedächtnis eingeprägt. Es war, als würde der Pfarrer sie mit seinem Blick durchdringen und ermahnen, stets nach den Regeln des christlichen Glaubens zu leben. Am folgenden Karfreitag und Ostersonntag mussten alle, immer noch in der schwarzen Fest-Kleidung, den Gottesdienst besuchen und durften dabei das erste Mal das Abendmahl einnehmen. Erst am Ostermontag wurde es etwas lockerer, dann fand der lang ersehnte erste, offiziell bewilligte, Tanzabend für alle frisch Konfirmierten statt.
Wir danken Tim Hauri und Ruth Bäbler für die Bereitschaft, ihre eigenen Erlebnisse mit uns zu teilen und wünschen ihnen und der ganzen Familie ein schönes und unvergessliches Konfirmationsfest!
Konfirmation gestern und heute