News von der Glarner reformierten Landeskirche

Kann man Gott beleidigen?

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03.02.2017
Heute reissen westliche Medien, Kabarettisten und Künstler über alles Witze, auch über Glaube und Religion. Nichts scheint heilig. Das provoziert die Frage, ob man Gott überhaupt beleidigen kann? Ein Symposium der Theologischen Fakultät Basel beschäftigt sich mit dem Thema Blasphemie.

Blasphemie. Gibt es das heute überhaupt noch? Oder ist Blasphemie obsolet geworden, weil Meinungsäusserungs- und Pressefreiheit höher gewichtet werden als Glaube und religiöse Tabus? Die Frage stellt sich nicht nur im Zusammenhang mit dem Islam oder dem Hinduismus, sondern auch beim Christentum.

Mitte Februar veranstaltet die Theologische Fakultät Basel dazu ein Symposium. Für Matthias Gockel, Oberassistent für Systematische Theologie, kann Blasphemie nach wie vor heikel und gefährlich sein, wie etwa der Mord am niederländischen Filmemacher Theo van Gogh zeigt. Dieser wurde 2004 auf offener Strasse getötet. Auslöser der Tat war sein islamkritischer Film «Submission». Der Täter meinte, van Gogh habe Allah und seinen Propheten beleidigt.

Fehlt dem Islam der Sinn für Humor und Satire? «Keineswegs», hält der Religionswissenschaftler Christoph Peter Baumann fest. «Es gibt im Islam jedoch klare Unterschiede, über was man lachen kann und über was nicht. Über Allah darf man lachen, denn er ist erhaben. Der Prophet Mohammed hingegen ist ein Mensch, so dass man sich über ihn nicht in Karikaturen lustig machen darf.» Zu beachten sei zudem das Bilderverbot im Islam.

Staat, nicht Kirche bestraft
Das Christentum reagiert auf Blasphemie heute gelassener: Als ein deutscher Künstler im Rahmen eines Kunstprojekts auf dem Altar einer Kirche Liegestützen machte, bestrafte ihn das Amtsgericht Saabrücken wegen «Störung der Religionsausübung» mit einer Geldbusse. Die Strafen können auch härter ausfallen. Die Frauenrechtlerinnen, die in einer orthodoxen Kirche ihr Punk-Gebet veranstalteten, verurteilten die russischen Richter zu langen Haftstrafen. Interessant an diesen Urteilen ist, dass sie der Staat ausspricht und nicht die betroffene Religionsgemeinschaft.

Matthias Gockel hält fest, dass «Blasphemie» kein klar definierter Tatbestand sei, sondern anhand von juristischen Vorgaben bewertet werde und sich kulturellen Veränderungen anpasse. Ein Beispiel dafür sind Institutionen wie die Offene Kirche Elisabethen in Basel. In der ehrwürdigen Kirche, in der Segnungs- und Ostergottesdienste gefeiert werden, standen schon Hindu-Schreine und spielten Jugendliche Basketball. Im Basler Münster wäre das undenkbar und eine Störung des Religionsfriedens. Nicht so in der Offenen Kirche, wie Kirchenratspräsident Lukas Kundert auf eine Interpellation in der Synode antwortete.

Der Grund, dass die Kirchen heute zurückhaltend auf Satire, Spott und Blasphemie reagieren, liegt darin, dass auch sie die Meinungsfreiheit hoch halten. Hinzu kommt ein theologischer Ansatz, wie der Theologe Thomas Laubach feststellt. Da Gott über allen Dingen stehe, könne er nicht beleidigt werden. Menschen hingegen können sich in ihrem Glauben zutiefst beleidigt fühlen.

Franz Osswald / Kirchenbote / 3. Februar 2017

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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