Junge Seite

Sich zu verlieben ist etwas Aufregendes und unglaublich Schönes. Ich verliebe mich gern. Immer wieder ist es anders, neu und speziell. Noch nie war es zweimal gleich, wenn ich Gefühle für eine Person entwickelt habe. Und nicht nur ist es jedes Mal wieder speziell auf seine eigene Art, sondern es kommt mir auch so vor, als sei es das Beste auf der Welt, was mir da gerade passiert. Als könne niemand verstehen, wie glücklich ich bin, weil nur ich diesen Menschen auf diese Art und Weise kennenlerne, wir uns beide einander öffnen und aufeinander einlassen. Wenn sich zwei Menschen aufeinander einlassen, gehen sie eine Form von Beziehung miteinander ein.

Nicht in Stein gemeisselt
Beziehungen sind nicht in Stein gemeisselt, sondern können und dürfen sich auch verändern. Diese Einsicht war für mich nicht immer selbstverständlich. Als ich jünger war, hatte ich die Vorstellung, dass Beziehungen immer exklusiv und beständig sind, ohne viel Raum für Veränderungen oder Alternativen. Während meines Studiums in Zürich und besonders während meines Austauschsemester in Norwegen lernte ich jedoch alternative Beziehungsmodelle kennen. Ich sah, wie vielfältig Beziehungen sein können und wie glücklich Menschen in den unterschiedlichsten Konstellationen sein können. Ich merkte, dass meine bisherige Sichtweise recht begrenzt war und dass es an der Zeit war, meine Vorstellungen zu hinterfragen, zum Teil loszulassen und mit mehr Offenheit an das Thema heranzugehen.

Diese Erfahrungen haben meine Perspektive erweitert und mir gezeigt, dass es nicht nur eine «richtige» Art gibt, eine Beziehung zu führen. Es gibt kein universelles «Richtig» oder «Falsch», sondern vielmehr ein «passend» oder «weniger passend» – abhängig von den Bedürfnissen und Werten der Beteiligten. So einzigartig, wie Menschen sind, so unterschiedlich sind auch ihre Beziehungen. Es kann bereichernd sein, sich offen darüber auszutauschen. Dabei fällt mir oft auf, wie tief verwurzelt Vorstellungen über Beziehungen sein können und wie schwer es manchmal ist, alternative Beziehungsmodelle vorurteilsfrei anzunehmen.

Ich bewundere Menschen, die den Mut haben, ihren eigenen Weg zu gehen und eine Beziehungsform zu leben, die zu ihnen passt, auch wenn sie nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht. Heute sehe ich Beziehungen als etwas Fliessendes, das sich verändern kann, so wie sich die Bedürfnisse und Lebensumstände der Beteiligten verändern können. Oft ist es auch ein Ausprobieren und ein Herausfinden, was man braucht, um glücklich zu sein in einer Beziehung.

Text und Zeichnung: Helena Golling