Jona: Annelies – ein Oratorium, das Emotionen weckt
«Das Werk ‹Annelies› geht unter die Haut», hält Max Aeberli im Gespräch fest, «aber trotz aller Tragik hat das Oratorium sehr viele helle und berührende Momente.» Er habe das Notenmaterial den rund 80 Sängerinnen und Sängern des Teamchores inkl. ad-hoc-Chor vorgelegt – gespannt auf deren Reaktion. Von der vertonten Zitatensammlung aus dem «Tagebuch der Anne Frank» sei der Chor zwar von Beginn an sehr ergriffen gewesen, dennoch mussten viele Aussagen laufend mental verarbeitet werden.
«Es bringt mich zum Nachdenken, wie Menschen gerade in grösster Not nicht aufgeben, aus dem kleinsten Hoffnungsschimmer Kraft schöpfen, im Glauben Halt finden», so Aeberli. Und er zieht Parallelen zu den derzeitigen Flüchtlingsströmen. Gleichzeitig spielt er auf die musikalischen Sequenzen an, die das Leben der Menschen während des Holocaust im Schlimmen wie im Guten widerspiegeln.
Anspruchsvoller Part für den Chor
Max Aeberli ist sich bewusst, dass der Titel «Annelies» im ersten Moment irritiert, andererseits soll er aber neugierig darauf machen, was sich dahinter verbirgt. Der Chorleiter spricht von einem glücklichen Zufall, dass er auf das Werk gestossen ist. Vom englischen Komponisten James Whitbourn habe er früher eine Tondichtung aufgeführt. Im Internet sei er daraufhin auf «Annelies» gestossen.
Nach Aussage von Aeberli ist der Bekanntheitsgrad des Oratoriums hierzulande noch gering, was sich aber mit der Schweizer Erstaufführung am 19. März in der katholischen Kirche in Jona ändern werde. Der Komponist verstehe es hervorragend, die düstere Thematik zeitgenössisch zu vertonen. «Annelies ist für die Singenden und Hörenden anspruchsvoll, weckt bei allen garantiert Emotionen und wird nachhaltig Gedanken anstossen», sagt Aeberli. Er spricht von einer an Vielstimmigkeit gekoppelten Schlichtheit mit wenigen Dissonanzen, die sich immer wieder aufs Schönste auflösen.
Das Werk wird in englischer Sprache gesungen, es beinhaltet jedoch auch deutsche Passagen, wie zum Beispiel das Volkslied «Der Winter ist vergangen, ich seh› des Maien Schein.»
Arianna Zukerman – ein Glücksfall
Neben der Sinfonietta Vorarlberg und der Pianistin Claudia Dischl, mit der Max Aeberli und der Teamchor Jona schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten, konnte die namhafte amerikanische Sopranistin Arianna Zukerman für den Solopart verpflichtet werden. «Das ist ein weiterer Glücksfall», kommentiert Aeberli. Einerseits bringe sie durch ihr familiäres Umfeld den notwendigen Tiefgang für die Thematik mit, «auf der anderen Seite stammt sie aus einer bekannten Musikerfamilie und wurde in Amerika für die Rolle in Annelies bereits mit dem Grammy ausgezeichnet», fügt Aeberli hinzu. Nicht ohne Stolz in der Stimme bemerkt er, dass sich die Sängerin fast zwei Wochen vor Ort aufhalten wird. Sie steht am 22. März auch zusammen mit dem Komponisten James Whitbourn für ein Künstlergespräch zur Verfügung, wird Kontakte zum Teamchor knüpfen und wahrscheinlich die eine oder andere Sight-seeingtour unternehmen. «Normalerweise verschwinden engagierte Künstler gleich nach ihrem Auftritt wieder. Mit Arianna Zukerman dürfen wir eine Sängerin von einer ganz anderen Seite kennen lernen.»
Zeit beansprucht
Das Gesamtpaket mit der Schweizer Erstaufführung des Oratoriums Annelies und sämtlichen themenspezifischen Veranstaltungen im Vorfeld seien für ihn das Highlight dieses Projektes, erklärt Aeberli. «Die Vorbereitungen haben Zeit beansprucht, der Lohn dafür waren die Zusagen, die Zusammenarbeit mit all den Angefragten und Beteiligten.»
Text: Renate Ammann, Schmerikon | Foto: zVg – Kirchenbote SG, März 2016
Die Aufführungen:
19. März 2016, 20 Uhr, Kath. Kirche Jona
20. März 2016, 20 Uhr, Kath. Kirche Jona
24. März 2016, 20 Uhr, Tonhalle St.Gallen
25. März 2016, 20.30 Uhr, Lustenau
Tickets unter www.teamchor.ch
Mehr Informationen: www.annelies2016.ch
Jona: Annelies – ein Oratorium, das Emotionen weckt