Interview mit Martin Laupper - «Gemeinsam christliches glaubwürdiges Zeichen setzen»
Von Jürg Huber
Nach den Entscheiden von Bund und Kanton kann der Kantonale Kirchentag wohl ohne Einschränkungen durchgeführt werden. Wie laufen hier die Vorbereitungen? Ist alles auf Kurs?
Wir mussten uns zweimal (2020 und 2021) für eine Verschiebung des oekumenischen Kantonalen Kirchentages entscheiden. Die Motivation im OK, ihn unter guten Rahmenbedingungen erfolgreich durchzuführen, hat darunter nie gelitten. Über die positive Entwicklung betreffend Einschränkungen, sind wir natürlich sehr froh. Unsere Vorbereitungen laufen plangemäss; wir sind auf Kurs.
Neben der Verschiebung um ein Jahr, wie hat Corona und die Schutzmassnahmen die Vorbereitung beeinflusst?
Die grosse Herausforderung war, möglichst kein Geld für Massnahmen auszugeben, die dann wegen Corona nicht umgesetzt werden könnten; das ist uns gelungen. Grosse Mehrarbeit entstand vor allem im Ressort Programm und Infrastruktur. Durch die Verschiebungen mussten sämtliche Verträge mit Künstlern und am Programm beteiligten Akteuren sowie die Absprachen für Reservationen für Räume, Plätze etc. auf die neue Situation abgestimmt werden. Da war auf allen Seiten Flexibilität gefordert. Leider gab es auch Absagen, die dann wieder im Programm aufgefüllt werden mussten. Grosses Lob aber der Gemeinde Glarus, die uns von Beginn her optimal und zuvorkommend unterstützt hat, bis heute.
Gibt es auch Sachen, die dank der Verschiebung möglich wurden, oder anders organisiert werden konnten?
Am Festprogramm selbst mussten keine gravierenden Kompromisse gefunden werden. In unseren Vorbereitungen waren wir gezwungen, zwei Durchführungsszenarien (mit o. ohne Corona Massnahmen) zu planen. Drei Hauptprogrammpunkte waren wegen den Schutzauflagen immer auf der Kippe: Das öffentliche Singen in der Stadtkirche, das Food Waste Bankett im Güterschuppen, der Gottesdienst auf dem Landsgemeindeplatz. Gott sei Dank hat sich die Corona-Lage entspannt.
Nach der Corona-Krise folgte der Krieg in der Ukraine, welchen Stellenwert, welche Bedeutung hat der Kirchentag durch diese Ereignisse zusätzlich erhalten?
Unser kantonaler Kirchentag ist ein christliches Volksfest, bei dem die Freude am Leben, die offene tolerante Begegnung mit Mitmenschen und die Botschaft der Liebe steht. Wie könnte ein solcher Anlass den brutalen menschenverachtenden Krieg mit seinen schrecklichen Konsequenzen in der Ukraine den Kirchentag kalt lassen? Wir möchten an unserem Kantonalen Kirchentag ein christliches glaubwürdiges Zeichen setzen und uns mit dem unmenschlichen Leid der Ukrainer solidarisieren. Massnahmen dazu sind in Vorbereitung. Das Wichtigste aber ist, dass möglichst viele Glarnerinnen und Glarner mit Kind und Kegel, jung und alt, mit ihrem Festbesuch diese Solidarität aktiv bezeugen.
Wie spüren Sie allgemein die Stimmung zum Kantonalen Kirchentag unter den Mithelfern und der Glarner Öffentlichkeit?
Von Beginn an wurden wir auf allen Ebenen Kanton, Gemeinden, kirchliche Instititionen positiv, engagiert und auch finanziell grosszügig unterstützt. Auch die Glarner Wirtschaft hat sich sehr offen und grosszügig eingebracht. Wir dürfen beispielsweise im Vorfeld des Festes sogar über die Verbandsorganisationen der Bäcker-, Metzger- und Käseproduzenten über die Ladentische ihrer gewerblichen Mitglieder die eigengekennzeichnete Kirchentagsbrote, -würste und -käse verkaufen.
Für die zahlreichen Anlässe ist ja die gesamte Bevölkerung eingeladen. Wie schafft der Kirchentag den Spagat zwischen Religion und Volksfest?
Der ökumenische Kantonale Kirchentag will Menschen unter dem Motto «mitänand bewegä» zusammenführen und mit ihnen gemeinsam ein starkes Zeichen für gelebte Toleranz und solidarische Gemeinschaft setzen. Die eigene Religion steht nicht im Zentrum sondern unsere uns prägende gemeinsame christliche Kultur. «Ihr seid das Salz der Erde - und das Licht der Welt» ist die Losung. In Zeiten wie diesen, in denen Freiheit und Selbstbestimmung auf Messers Schneide stehen, sowie Menschenverachtung das politische Vorgehen der Diktatoren bestimmen und Solidarität gefragt ist, ist es Zeit zusammenzustehen und aktive Zeichen dagegen zu setzen. Also kein Spagat sondern sichtbare Gemeinsamkeit ist gefordert.
Gibt es etwas, auf das Sie sich ganz persönlich freuen oder gespannt sind?
Auf den zentralen ökumenischen Gottesdienst am Pfingstsonntag auf dem Landsgemeindeplatz. Besonders gespannt bin ich auf die dort inszenierte Kunstperformance von Martin Stützle.
Interview mit Martin Laupper - «Gemeinsam christliches glaubwürdiges Zeichen setzen»