News von der Glarner reformierten Landeskirche
#denkpause

Gott sei Dank, es ist Sonntag

von Pfarrerin Iris Lustenberger
min
20.01.2024
Bei den Jugendlichen heisst es "TGIF - Thank god it's friday!". Pfarrerin Iris Lustenberger aus Ennenda bringt mit ihrer #denkpause einen neuen Aspekt ins Spiel: "TGIS - Thank god it's sunday!" Ein Tag mit christlicher Tradition und gleichsam für die meisten Menschen eine Ruheinsel.

Dieses Bild hat mir Werner Beerli (sel.) vor ein paar Jahren zukommen lassen. Ob ich vielleicht dieses Bild einmal für eine Denkpause brauchen möchte? Erst jetzt schreibe ich diese Denkpause, für Werner Beerli leider zu spät.

Wir alle sind froh um den Sonntag, nicht wahr? Zum Glück ist nicht jeder Tag Werktag! Egal was unsere Glaubensvorstellungen sind, die Wochenstruktur und der Sonntag haben religiöse Wurzeln. Sie gehen zurück auf die Schöpfungsgeschichte der Bibel. Der siebte Tag ist der Tag, an dem Gott ruhte und sein Werk bestaunte. Wer nun meint, dass all das mit Gott gar nicht sein kann, nur weil moderne Wissenschaft längst eine ganz andere Schöpfungsgeschichte darlegt, könnte sich täuschen.

In der biblischen Schöpfungsgeschichte geht es nämlich nicht um eine wissenschaftliche Erklärung über die Entstehung der Welt. Es geht um mehr. Es geht um Beheimatung im Leben. Man muss sich vorstellen, dass die Geschichte entstanden ist, als das Volk Israel im Exil war, vertrieben aus der Heimat, vertrieben aus dem Tempel in Jerusalem. Die biblische Schöpfungsgeschichte will das Gefühl von Beheimatung schenken, fern von zu Hause, in der Fremde.  Die ganze Welt, die ganze Natur wird zur Heimat, da es Gottes Schöpfung ist. Auch in der Fremde kann man zu Hause sein, wenn man die Liebe Gottes in allem Geschaffenen erkennt und fühlt.

Der Sonntag, ursprünglich der jüdische Sabbat, spielt dabei eine besondere Rolle. Sich gemeinsam an den Ruhetag zu halten, schafft Identität, dort, wo sonst alles andere auseinanderzufallen droht. Es wird ein Lebensrhythmus geschaffen, der Geborgenheit schenkt. Nicht jeder Tag ist wie der andere! Der Sonntag ist dem Innehalten und nichts Tun gewidmet. Er schenkt nicht nur äussere Ordnung, sondern auch innere Ordnung. Ich nehme mir Zeit für die Rückschau, würdige, was alles geleistet wurde und was alles entstanden ist. Es ist Zeit für Dankbarkeit. Was nicht gelungen ist darf losgelassen werden. Das nichts Tun bereitet vor für eine neue Wochenrunde.

Was würden wir nur ohne Sonntag machen? Selbst Menschen, die mit dem Glauben nichts am Hut haben, sind froh, dass es den Sonntag gibt. Wir alle brauchen diesen Tag, an dem wir spüren dürfen, dass wir nicht für unsere Leistung, sondern um unserer selbst willen geliebt sind.

Mütter und Menschen, die sonntags arbeiten, bräuchten dringend auch ihre regelmässigen Ruheinseln! Das Bild von Werner Beerli lädt dazu ein, dass wir uns diese Inseln schaffen. Auch wenn es nicht möglich ist, dass die Ruhezeit auf den Sonntag fällt, sollten wir alle unbedingt dafür sorgen, dass es solch einladende Liegestühle gibt, wo wir uns einfach hinsetzten können, sein dürfen und durchatmen!

Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag!

 

 

 

 

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