Glauben heute, in der Zeit des Lockdown wegen des Coronavirus? Mein Glaube hat sich deswegen nicht geändert. Gott vertrauen, auch wenn man nicht direkt versteht, warum etwas passiert. Begreifen, dass wir Menschen zwar mit der Möglichkeit des Denkens und selbständigen Handelns ausgestattet sind, aber eben nicht göttliche Macht uns gehört.
Aus meiner Sicht ist in dieser Krise deutlich geworden, dass Technik und moderne Kommunikation niemals menschliche Empathie, Rücksichtnahme aufeinander und Dasein füreinander ersetzen können.
Ich hoffe, dass wenigstens ein Teil von uns Menschen sich auf humane Werte zurückbesinnt und die oberflächliche Bewertung von Dingen wie Ruhm und Reichtum hintenanstellen wird.
In dieser Zeit gehe ich viel joggen, ich tat dies schon lange vor der Corona-Krise. Momentan bin ich doch noch etwas aufmerksamer. Aufgefallen ist mir ein Graffiti. Da stand: «Fussball Bier Rabatz». Ja ich glaube, dass sich die Menschen jetzt mal besinnen dürfen. Fussball und Bier finde ich auch gut. Doch Rabatz ist nicht nötig. Wir sollten wieder verstehen, dass es doch ein Geschenk ist, wenn wir gemeinsam feiern oder Fussball schauen dürfen.
Es tut gut, sich mit dem/der anderen zu freuen.
Menschlichkeit, bedingungslose Liebe und Selbstlosigkeit helfen auch im 21. Jahrhundert, unser Miteinander zu verbessern, das Leben miteinander und unsere Welt ein kleines Stück lebenswerter zu machen. Und das ist doch ein Teil der christlichen Botschaft.
Mein Glaube hofft auf eine Welt mit mehr Rücksichtnahme und Respekt zueinander und zu unserer Umwelt. Gerade die Corona-Krise wäre eine Chance, unseren Glauben von oberflächlichen Dingen zurück zum Wesentlichen, zum menschlichen Miteinander zu wenden.
Nutzen wir die Chance.
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern viel Gesundheit und viel Menschlichkeit.
Adrian Platz, Kirchenrat der reformierten Kirchgemeinde Mollis-Näfels
Glauben heute: Menschliches Miteinander