Glaube ich, dass ich glaube? Diese Frage stellte ich mir, nachdem ich Pfarrer Aerni spontan zugesichert hatte, diesen Beitrag zu schreiben. Hmm, ich glaube glaub schon, dass ich glaube. Denn ich wurde vor vielen Jahren konfirmiert und bluffe sogar damit, dass ich meinen Konfirmandenspruch auswendig kann («Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat»). Für eine Sechzehnjährige war das damals ein etwas komischer Satz – und auch als ü70 checke ich ihn immer noch nicht ganz. Vermutlich müsste ich mehr in die Kirche gehen…
Nach der Konfirmation – ganz in Schwarz samt Lederhandschuhen – verlor ich ein bisschen den Faden zur Kirche. Meine Ausrede war: «In den Bergen bin ich doch viel näher beim lieben Gott.» Ich betete zwar jeden Abend aus Gewohnheit: «Lieber Heiland mach mich fromm, dass ich zu Dir in den Himmel komm, Amen.» Ist es Gottes Macht, die fromm macht?
Als meine Mutter starb, übernahm ich ihren Vorstandsposten im Evangelischen Frauenverein Netstal und wurde später Präsidentin. Die Beziehung zur Kirche gewann durch das «Evangelisch» und durch das Benutzen des Pfarrhaussaales wieder etwas an Bedeutung. Eine meiner Amtshandlungen war, den Verein in «Gemeinnütziger Frauenverein» umzubenennen. Ich wollte mit dem katholischen Frauen- und Mütterverein fusionieren, um gemeinsam allen Menschen helfen zu können, nicht nur den reformierten. Jetzt, zu «Corona»-Zeiten, wird zum Glück das Mitmenschliche wieder entdeckt.
Und je mehr ich mich mit der Frage, «Glaube ich, dass ich glaube?», auseinandersetze, desto mehr Fragen tauchen auch. Etwa diejenige, die mich schon als Kind beschäftigte: «Warum bin ich gerade ich?» Gott allein weiss die Antwort.
Käthi Müller, Netstal
Glauben heute: Glaube ich, dass ich glaube?