Wir erleben eine seltsame Zeit. Aus heiterem Himmel, quasi aus dem Nichts bricht von weit her eine Bedrohung in unser Leben. Eine Bedrohung mit vielen Unbekannten, viele Fragen überhäufen sich: Wie gefährlich ist sie? Was kann, was soll ich tun? Was sollen Politiker und Ämter dagegen unternehmen? Wird sie bald vorüberziehen? Und: Wird sie an mir und meinen Liebsten vorbeigehen?
Die Bedrohung lässt in uns Unsicherheit, Ängste oder gar Panik gedeihen. Dass uns die Medien mit Informationen, Studien, Mutmassungen und Interpretationen überschwemmen, die zum Teil widersprüchlich sind, macht die Situation nicht einfacher.
Ja, viele Menschen scheinen die Orientierung verloren zu haben, einer versprengten Schafherde gleichsam. Ein Kontrollverlust, unversehens. Man reibt sich die Augen: Hätte man das in unserer Zeit für möglich gehalten?
Da kommen mir unsere alten Kirchenlieder in den Sinn, und ich reibe mir gleich noch einmal die Augen: Plötzlich erhalten sie eine unmittelbare Aktualität. Sie rücken aus längst vergangenen Zeiten, in denen unkontrollierbare Bedrohungen ein selbstverständlicher Teil des menschlichen Alltags waren, direkt in unser Leben und unsere Zeit. Eines der frühen Kirchenlieder lautet: «Was mein Gott will, gescheh allzeit / sein Will, der ist der beste / zu helfen den’ er ist bereit / die an ihn glauben feste. / Er hilft aus Not, der treue Gott / er tröst’ die Welt ohn Massen. / Wer Gott vertraut, fest auf ihn baut / den wird er nicht verlassen.»
Wir erleben eine seltsame Zeit. Mögen uns die alten Kirchenlieder helfen in diesen Tagen.
Martin Zimmermann, Organist der reformierten Kirchgemeinde Mitlödi
Glauben heute: Eine seltsame Zeit