Glauben heute
Am damals gefundenen neuen Arbeitsort blieb ich acht Jahre, aber mein Umfeld konnte weitaus weniger Glauben an meine Fähigkeiten aufbringen als ich selbst. Vielleicht lag dies an meinem Alter oder meinem zweiten Beruf – jedenfalls musste ich oft darum kämpfen, bei innovativen Projekten mitwirken zu können.
Das achte Jahr stellte diesbezüglich alles in den Schatten, denn unsere Informatik wurde personell aufgeteilt in Junge (= interessante Projekte) und Alte (= den Betrieb sicherstellen). So wurde es mir am Ende leichtgemacht, meinem Arbeitsort den Rücken zu kehren und «Consultant» bei einem Startup zu werden.
Mein neuer Chef schickte mich zu einem Fotografen, der nicht nur schöne Bilder machte, sondern wieder neu den Glauben an mich selbst weckte. Er sah in mir etwas, das mein berufliches Umfeld mir zuvor ausreden wollte. Dadurch dämmerte mir eine Erkenntnis: Ich hatte angefangen, die geringen Erwartungen des alten Chefs zu teilen. Diesen Unglauben musste (und konnte) ich nun ablegen.
Den Wechsel wagen
Und so war ich bereit für ein neues Umfeld, in dem es bei neuen Technologien nicht mehr hiess: «Das musst Du auch nicht mehr wissen», sondern: «Das wirst Du schon schaffen». Dieses Jahr im Consulting liess ein neues Denken in mir wachsen, das mich auf ein weiteres Wagnis vorbereitete: Den Wechsel in einen komplett neuen Beruf – das Pfarramt.
Jahrzehntelang hatte ich davon geträumt, einmal Pfarrer zu sein. Nach der Ordination hatten mich schwierigste Familienverhältnisse an diesem Traum fast verzweifeln lassen. Und auch hier war mein Umfeld eher Hindernis als Ermutigung – nur meine Kinder haben immer mitgeträumt.
Vor einigen Jahren sagte ich einem meiner besten Freunde etwas vom Pfarramt. Er schaute mich mitleidig an und sagte dann abschätzig: «Du glaubst also immer noch an diesen Traum.» Autsch!
Während dieser Zeit besuchte ich mit meiner Frau den Anlass einer christlichen Stiftung, bei dem einige von der Stiftung wagten, konkrete prophetische Worte weiterzugeben. Mein Gegenüber sagte im Einzelgespräch: Ich sehe Dich mit einer roten Karte – Du hältst Dich für disqualifiziert. Aber Du bist es nicht – Gott sieht Dich anders. Du wirst nicht am Spielfeldrand sitzen bleiben. Volltreffer!
Ich habe diese Ermutigung nie vergessen.
Wenn Sie Selbstzweifel haben, bringen Sie in Ordnung, was Sie bremst, auch mit Ihrer Familie. Und dann wieder neu hören, was Gott Ihnen sagt. Glauben Sie Ihm, auch wenn es unglaublich scheint. Sehen Sie sich nicht nur mit den Augen anderer, denn die wissen zu wenig.
«Die auf Ihn sehen, werden strahlen, und ihr Gesicht wird nicht schamrot werden.» Psalm 34,6
Johannes Geitz, Foto: Jürg Kaufmann
Glauben heute