Glarus: «Abendmahl to go» und virtuell
In der Kirchgemeinde Glarus Riedern wird seit einem Jahr kein Abendmahl mehr gefeiert. Nach reformierter Lehre ist das Abendmahl ein Erinnerungsmahl und nicht heilsnotwendig. Es muss also, ausser vielleicht an hohen Feiertagen, nicht gefeiert werden. Das entlastet das Gewissen, auch wenn es den Verantwortlichen schwergefallen ist, eine solche Entscheidung zu treffen. Seit dem ersten Lockdown hat sich nun die Kirchenjahresuhr einmal um ihr Zifferblatt gedreht. und es ist eine Passionszeit, Ostern, Pfingsten und Weihnachten ins Land gegangen, ohne Abendmahl.
Besonderes Symbol für Gemeinschaft
Auch im Unterricht ist das Thema Abendmahl fest verankert. Doch was nützt es, über das Abendmahl zu reden, ohne es zu feiern. Aber wie? Mit Hygiene, Abstand, der 50er Regel und Maskenpflicht? So entstand die Idee, ein «Abendmahl to go» zu machen. Mit Lernenden der 1. Oberstufe haben wir über Jesus nachgedacht, der sich mit Menschen an einen Tisch setzte, die niemand leiden konnte. Jesus, so lernten die Jugendlichen, möchte Gemeinschaft mit uns und lädt uns an seinen Tisch ein, so wie wir sind. Das Abendmahl ist dafür ein besonderes Symbol.
Mit diesem Blick auf die Dinge haben wir Traubensaft in kleine Gläschen abgefüllt und sind nach Engi in die Feinbäckerei gefahren, um dort Mazzen zu backen, das ungesäuerte Brot des Volkes Israel. Die Mazzen, der Traubensaft und eine Andacht wanderten so in 60 Taschen, die wir unseren Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern ausliefern.
Gleichzeitig ergeht die Einladung, am Videogottesdienst zu Gründonnerstag teilzunehmen. Hier dürfen die Taschen ausgepackt werden, und wir werden virtuell das Abendmahl feiern.
Es bleibt zu hoffen, dass wir uns bald wieder gemeinsam im Gottesdienst um den Abendmahlstisch versammeln können, um das Mahl zu feiern. Bis dahin gilt: Auch virtuell ist Jesus der Einladende. Und auch hier gilt: «Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.»
Dagmar Doll
Glarus: «Abendmahl to go» und virtuell