News von der Glarner reformierten Landeskirche
Heks-Garten

Freundschaften ernten

von Vera Rüttimann
min
13.09.2023
An verschiedenen Orten in der Schweiz betreibt Heks Gärten für Menschen aus aller Welt: Migranten sowie Einheimische kommen bei der Gartenarbeit in Kontakt. Ein Blick über die Hecken.

Gabriela Bütschi sitzt alleine an einem Tisch im Heks-Garten in Rheinfelden. Zufrieden nippt sie an einem Glas Wasser. Sie geniesst die Ruhe. Einmal in der Woche kommt vormittags eine Gruppe von Frauen, die hier in ihren Beeten arbeiten. Mit gebeugten Rücken stehen sie zwischen Erdschollen und Sträuchern. Andere mähen Rasen und zupfen das Unkraut zwischen den Steinen heraus. Am Nachmittag trifft sich eine Gruppe, die im Garten ihre sozialen Kontakte pflegt. Die Frauen und Männer kommen aus Ländern wie Syrien, der Türkei oder Pakistan.

 

Viele Beete im Garten, auf einigen wachsen Planzen, Kürbisgewächse, Sonnenblumen, Kräuter. Im Hintergrund eine Pergola.

Das angebaute Gemüse können die Gärtnerinnen mit nach Hause nehmen. | Foto: Vera Rüttimann

 

«Besser, als zu Hause zu sitzen»

Vor sieben Jahren suchte Gabriela Bütschi bei der Heks einen Ausgleich zur kopflastigen, vorwiegend sitzenden Arbeit. «Es drängte mich in die Natur», sagt die Frau mit dem wuscheligen Haar und dem fröhlichen Lachen. Als Volontärin unterstützt sie Antonia Hesse, Programmleiterin Heks Neue Gärten Aargau/Solothurn. Sie bringt den Flüchtlingsfrauen handwerkliche Fertigkeiten und Wissen bei, die es für einen Garten braucht. Nicht alle beherrschen Deutsch. «Manchmal», sagt sie lachend, «müssen wir mit Händen und Füssen kommunizieren.»

Es geht auch darum, den Leuten Hilfestellungen für ihren Alltag in der Schweiz zu geben.

Das Integrationsprojekt «Heks – Neue Gärten» hat zum Ziel, die soziale Integration von Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund zu fördern. Es gehe, sagt die Volontärin, auch darum, den Leuten Hilfestellungen für ihren Alltag in der Schweiz zu geben. Etwa, dass man erklärt, wie eine Demokratie wie die Schweiz funktioniert.

 

Ein aufgeräumter, heller Gartenschuppen. An einer Leine hängen ca. 20 Paar Arbeitshandschuhe.

Organisation und Teamwork: Frauen aus unterschiedlichen Kulturen arbeiten im Heks-Garten zusammen. | Foto: Vera Rüttimann

 

Gelebte Interkulturalität

Gabriela Bütschi geht mit dem Gast auf eine Tour durch den Garten. In den Beeten wachsen Gurken, Bohnen und Fenchel. Beliebt seien bei den Frauen auch Spinat und Kartoffeln. «Auf Chili, so scharf wie möglich, fahren sie besonders ab», lacht die Heks-Frau. Ebenso auf frische Pfefferminze und Petersilie. Das Gemüse können die «Teilzeitgärtnerinnen» mit nach Hause nehmen. Der Garten ist für Gabriela Bütschi auch ein Lernort. Manchmal lernen Frauen neue Kompostmethoden kennen. Manchmal kommt ein Stück Afrika in den Rheinfelder Boden: «Eine Afrikanerin brachte mal einen Yams-Samen mit und zog die Knollenwurzel hoch.» Ein anderes Mal, so Gabriela Bütschi, haben türkische Frauen vorgeführt, wie man Sarma, Weinblätter, gefüllt mit Hackfleisch und Reis, zubereitet. «Die haben wir über dem offenen Feuer gekocht. Es war köstlich», schwärmt sie.

Unser Handeln hat einen Einfluss auf uns herum.

Immer wieder werden kleine Gartenfeste gemacht. «Jeder bringt dann etwas mit aus seinem Land», sagt die in Rheinfelden wohnhafte Frau. Sie geniesse es, wenn dann alle zum Mittagessen fröhlich schnatternd und speisend an den Tischen sitzen.

Die Natur ist für Gabriela Bütschi enorm wichtig. Sie hat in England unter anderem transpersonale Psychologie studiert. «Der spirituelle Aspekt und die Natur spielen in diesem Studium eine grosse Rolle», sagt sie. Wenn sie in der Natur unterwegs sei, sehe sie alles als Ganzes. «Unser Handeln hat einen Einfluss auf uns herum.» Achtsamkeit und Meditation, möglichst in der Natur, sind für sie keine modischen Trendworte, sondern ein Lebensstil. «Das möchte ich gerne weitergeben.»

Nicht wenige Frauen, mit denen Gabriela Bütschi am Beet steht, haben dramatische Fluchtgeschichten hinter sich. Andere haben in ihren Heimatländern sexualisierte Gewalt und Hunger erlebt. Die Volontärin bohrt nicht nach, freut sich aber, wenn sich ihr Frauen öffnen und zu erzählen beginnen. «Viele müssen erst wieder vertrauen zu einer Person fassen können. Das ist ein langer Prozess», weiss sie. Gelingt das, dann sei ein Tag mit den Frauen im Garten noch schöner.

 

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