News von der Glarner reformierten Landeskirche

Frau Ehrendoktor am Mikrofon

min
24.01.2022
Judith Wipfler erhielt den Ehrendoktor der Universität Bern. Die Basler Journalistin ist überzeugt, dass religiöse Themen auf breites Interesse stossen.

Wenn eine Universität jemanden neben einem Weltstar wie der Sängerin Tina Turner mit dem Ehrendoktor auszeichnet, dann muss diese Person Besonderes geleistet haben. So geschehen im Dezember. Die Basler Theologin Judith Wipfler erhielt den Ehrendoktortitel der Universität Bern. Darüber freute sich die 47-Jährige riesig. «Das ist eine grosse Ehre, nicht nur für mich, sondern für das ganze Team.» Die Auszeichnung gibt der Fachredaktion Religion Rückenwind. Gerade jetzt, wo zahlreiche Stellen und Sendungen bei SRF den Sparmassnahmen zum Opfer fallen.

In der Laudatio lobt die Universität Judith Wipfler als «versierte Theologin und Redaktorin, die komplexe religiöse Themen, kenntnisreich zu vermitteln weiss». Wipfler pflege als Journalistin den interreligiösen Dialog zwischen Christentum, Judentum und dem Islam und begleite diesen kritisch.

Von Heidelberg nach Basel
Das Interesse für Religion bekommt Judith Wipfler in die Wiege gelegt. Ihre Mutter unterrichtete als Religionslehrerin, «ich wurde schon als Kind religiös sozialisiert», erzählt Wipfler. In der Schule belegt sie Altgriechisch. «Als ich dort das Lukasevangelium las, hat es mir den Ärmel reingenommen», sagt die Journalistin. Judith Wipfler studiert Theologie in Heidelberg.

Nach drei Semestern wechselt sie an die Theologische Fakultät Basel. Später wird sie Assistentin beim Neutestamentler Ekkehard Stegemann und absolviert eine Stage beim Radio. Seit 2001 arbeitet sie bei der Fachredaktion Religion bei Radio DRS, heute SRF. Vor acht Jahren übernahm sie die Leitung. Sie verfasst Beiträge unter anderem für die Sendung «Perspektiven ». Dabei kann die Baslerin aus ihrem breiten Wissen schöpfen. Das Theologiestudium bilde mit Geschichte, Philosophie, den alten Sprachen, den Bibelwissenschaften und der Psychologie umfassend, findet Wipfler. «Manche meiner SRF-Kollegen bezeichnen mich als wandelndes Lexikon.»

Gegen religiösen Analphabetismus
Mit ihren Sendungen kämpft Judith Wipfler gegen den religiösen Analphabetismus. «Umso toller ist es, wenn man etwas vermitteln kann», sagt die Redaktorin. Die Leute seien dankbar dafür, etwa als sie vor Weihnachten Sendungen zum Advent ausstrahlte. «Mit einer Prise Humor gelingt es noch besser.»

Das fehlende Wissen über die Religionen führt zu vielen Vorurteilen über die Muslime und die Juden. Ebenso gegenüber den Freikirchen, die man allzu leicht als «Stündeler» abtue. Wipfler engagiert sich für ein differenziertes Bild der Freikirchen, die sehr verschieden seien.

Vermittlung von Religion
Die Vermittlung von Religion sei eine fortwährende Aufgabe für die Fachredaktion Religion. Wipfler entwickelte Kurse für die Journalistinnen und Journalisten bei SRF, denn durch die orthodoxen, die katholischen und die muslimischen Migranten nimmt die Bedeutung der Religion auch in der Schweiz zu. Themen, die gesellschaftsrelevant sind, wie Religion und Migration oder Umweltschutz, sowie existenzielle Themen wie Sterben, Tod und Trauer, finden bei den Hörerinnen und Hörern Anklang.

Auch Jüngere machten sich Gedanken über das Sterben, stellt Judith Wipfler fest. An institutionellen Nachrichten aus den Kirchen hingegen hätten die Zuhörer kein Interesse.

«Der Mensch ist religiös»
Eine Welt ohne Religion kann sich Judith Wipfler nicht vorstellen. Viele seien sich nicht bewusst, wie religiös sie eigentlich leben, beispielsweise wenn sie eine Partnerschaft eingehen und eine Familie gründen. Oder wenn sie sich existenziellen Fragen nach dem Sinn des Lebens öffnen. Manchmal schreiben ihr die Hörerinnen und Hörer, eine Welt ohne Religion sei eine bessere. «Doch wer die Religion abschafft, schafft die Menschen ab», sagt Wipfler. «Der Glaube ist so ambivalent, wie es die Menschen sind.»

Tilmann Zuber, kirchenbote-online

Unsere Empfehlungen

Kunstwerke als Botschafter eines bedrängten Landes

Kunstwerke als Botschafter eines bedrängten Landes

Die Ukraine kämpft um ihr Überleben. Auch die Kunst des Landes leistet ihren Beitrag dazu. Das Kunstmuseum Basel präsentiert derzeit in der Ausstellung «Born in Ukraine» eine Auswahl bedeutender Werke aus der Kyjiwer Gemäldegalerie, dem nationalen ukrainischen Kunstmuseum.
Frauen mit einem abenteuerlichen Herzen

Frauen mit einem abenteuerlichen Herzen

170 Jahre nach der Gründung des Diakonissenhauses Riehen beleuchtet eine Ausstellung mit Fotos und Texten die Geschichte der Kommunität. Sr. Delia Klingler lebt seit 2017 als Schwester hier. Der Kirchenbote hat mit ihr die Ausstellung besucht.