News von der Glarner reformierten Landeskirche

Festtagsartikel zu Weihnachten

von Dagmar Doll
min
23.12.2024
„Wie soll ich dich empfangen?“ So heisst ein wunderbares Kirchenlied. Gemeint ist natürlich der kleine Jesus in der Krippe. Dabei haben wir viele schöne Advents- und Weihnachtsbräuche, die uns helfen, uns dem Sinn des Festes zu nähern.

Zum Beispiel den Adventskranz: „Erst ein, dann zwei, dann drei, dann vier…“ – so haben wir als Kinder vom ersten Advent an gezählt, bis endlich am vierten Advent alle Kerzen am Adventskranz brannten.

Auf Weihnachten zu warten, ist für Kinder bis heute eine harte Nuss. Jede Woche eine Kerze mehr zu entzünden, heisst, sich dem Fest behutsam zu nähern. Langsam werden wir hineingezogen in den Lichterglanz des Weihnachtsfestes.

Für Kinder gibt es da noch den Adventskalender, aber was sag ich – nur für Kinder? Eine ganze Industrie vermarktet Adventskalender für Erwachsene. Wenn es das Eigentliche nicht verschleiert ist das eine gute Sache.

Es geht doch darum beim Adventskalender: Gott hat uns in Jesus die Tür zu seinem Herzen geöffnet.

Sterne begegnen uns in der Adventszeit in vielerlei Gestalt: als Lichter, Baumschmuck oder als Gebäck. Sie erinnern an den Stern, der drei weisen Männern den Weg zum Säugling in der Krippe zeigte:

„Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.“ (Matthäus 2, 2)

Der Stern wurde den drei weisen Männern zum entscheidenden Wegweiser. Wir dürfen an sie denken, wenn wir unsere Wohnung mit Sternen schmücken. Wir dürfen aber auch die Augen aufhalten nach Wegweisern, die Gott für uns bereithält: ein biblisches Wort, eine Zeit der Stille, ein Gottesdienst. Vielleicht zeigen sie uns zunächst keinen Weg, den wir einschlagen sollen. Vielleicht helfen sie uns einfach, zur Ruhe zu kommen und zu entdecken, was an Wünschen und Sehnsüchten in uns steckt.

In diesen Tagen besorgen wir uns Tannengrün und schmücken es mit Kerzen und kleinen Figuren. Gerade wenn es noch frisch ist, erfüllt sein würziger Geruch den ganzen Raum und hilft uns, uns nicht nur mit dem Kopf, sondern mit allen Sinnen auf das Fest vorzubereiten.

Noch anderer gute Düfte ausser dem von Tannengrün ziehen in diesen Tagen durchs Haus: wie etwa der von Zimt beim Backen. Ein angenehmer Geruch wie der von Zimt wehte übrigens auch in biblischer Zeit durch den Tempel, wenn Menschen Gott für seine guten Gaben ein Dankopfer brachten.

Guetzli bereiten schon bei der Zubereitung eine angenehme Atmosphäre. Und den Geschmack wissen Jung und Alt erst recht zu schätzen.

So wecken Geschmack und Gerüche in uns dankenswerte Erinnerungen, etwa an Tage, in denen wir zusammen mit Eltern oder Großeltern gebacken haben. Sie holen ein Stück der damaligen Geborgenheit zurück.

Je mehr wir uns dem Fest nähern, desto heller wird der Lichterschein: Die Zahl von Kerzen in den Wohnungen, von Lichterketten in den Fenstern und an Bäumen nimmt täglich zu. Das nimmt ja teilweise enorme Auswirkungen an. Wir brauchen nicht mitzumachen beim Wettbewerb der Lichter. Manchmal hilft das Licht einer Kerze viel besser, zur Ruhe zu kommen und uns auf den zu besinnen, der das Licht der Welt ist: Jesus Christus.

Am Heiligen Abend wird es dann endlich so weit sein: Wir hören die Botschaft, die vor mehr als 2000 Jahren der Engel verkündigte: „Euch ist heute der Heiland geboren.“ (Lukas, 2,11)

Seinen Engel schickt Gott in eine unwirtliche Umgebung, damit die Welt erfährt: Der Retter ist da. Es sind einfache Hirten, die als erste die Botschaft hören: Gottes Sohn ist geboren. Wenn wir zu traurig, einsam oder besorgt sind, um in Weihnachtsstimmung zu kommen, dann sind wir gerade recht vorbereitet, um den Sohn Gottes zu empfangen.

Die Hirten werden zu einem Kind geschickt, das in Windeln gewickelt in einer Krippe liegt. Gottes Sohn kommt nicht in einem Palast, sondern in einem Viehstall zur Welt. Er ist klein und schwach.

In dieser Welt mit ihren vielen Dunkelheiten ist durch die Geburt Jesu das Licht Gottes aufgeleuchtet. Wenn am Heiligen Abend der Weihnachtsbaum in seiner voller Lichterpracht erstrahlt, gewinnen wir einen kleinen Eindruck von diesem Licht.

Für viele Menschen sind Kugeln am Weihnachtsbaum genauso unverzichtbar wie Lichter. Sie verleihen dem Baum einen Anflug vom verlorenen Paradies, sei es, dass sie als rote Kugeln an die Äpfel des Paradiesbaumes erinnern oder als weiße an eine Zeit unschuldiger Lebensfreude.

Natürlich hat uns bei aller Feierlaune irgendwann der ernüchternde Alltag wieder. Doch in unseren Herzen darf die Weihnachtsfreude weiterblühen, wie eine Schneerose. Zart wirken ihre Knospen und erblühen doch mitten im Schnee. Kein Wunder, dass sie auch den Namen „Christrose“ trägt! Denn Gottes Sohn Jesus Christus kommt als zartes Kind in diese Welt und trotzt dennoch widrigen Umständen und rauem Gegenwind! Diese Kraft gibt er an uns weiter.

Damit die Botschaft von Weihnachten nicht verloren geht, weder für uns noch für andere, muss das Licht von Weihnachten weitergetragen werden. Boten werden gebraucht, die mit guten Worten die Herzen der Menschen zu Klingen bringen.

Auch in den biblischen Erzählungen müssen die Personen, die das Jesuskind besucht haben, in den Alltag zurück. Doch sie sind verändert, nachdem sie Jesus empfangen und ihr Herz aufgenommen haben. Raue Hirten singen Loblieder, Sterndeuter brauchen kein Sternenlicht mehr. Auf dem Weg von der Krippe zurück in den Alltag werden aus kleinen und großen Leuten solche, die den Lichterschein von Bethlehem zu anderen bringen.

Denn dieses Licht verglüht nicht wie ein Feuerwerkskörper, sondern begleitet uns auf unserem Weg und ist wie ein Stern, den wir in unserem Herzen tragen.

Von Dagmar Doll, Pfarrerin in Glarus-Riedern

Bild: Konzert bei Kerzenlicht in der Stadtkirche Glarus, ein langjähriges Ritual

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