Eskalation im Libanon: Millionen sind auf der Flucht
Als der Krieg zwischen Israel und den Hisbollah-Milizen vor kurzem eskalierte, wusste Sebastian Zug, dass man jetzt schnell handeln musste. Zug ist Nahost-Programmverantwortlicher beim Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz. Unbürokratisch überwies Heks die ersten Gelder in den Libanon.
Seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas im Oktober letzten Jahres engagiert sich Heks für die leidende Zivilbevölkerung im Gazastreifen und im Westjordanland. In jüngster Zeit sind der Süden und Osten des Libanon sowie Beirut ins Zentrum der Kämpfe gerückt. Die Zivilbevölkerung ist auch dort den Bomben- und Raketenangriffen schutzlos ausgeliefert. Millionen fliehen aus ihren Dörfern und Häusern in den Norden.
Derzeit flüchteten auch Hunderttausende syrische und libanesische Flüchtlinge über die Grenze nach Syrien, sagt Sebastian Zug. Und dies, obwohl die Lage in Syrien ebenfalls angespannt ist. Auch dort ist Heks mit seinen Hilfsangeboten vor Ort, und installiert Sanitäranlagen in Kirchen, die Flüchtlinge beherbergen.
Bombenexplosionen ganz in der Nähe
Heks stellte jüngst 250'000 Franken für Nothilfe im Libanon bereit. Partnerorganisation von Heks ist «Najdeh», eine feministische palästinensische Organisation, mit der das Schweizer Hilfswerk seit Jahren zusammenarbeitet. «Najdeh» verteilt in den palästinensischen Flüchtlingslagern von Tyros und Sidon Lebensmittelpakete, Matratzen und Decken an 600 vertriebene Familien, die hier Zuflucht gefunden haben. Die humanitäre Lage sei schwierig, sagt Zug, auch weil der Libanon seit Jahren unter einer verheerenden Wirtschafts- und Finanzkrise leide.
Für viele Menschen im Libanon sei der Krieg ganz nah gekommen, sagt Sebastian Zug. Wenn er mit den Partnern in Südbeirut telefoniere, sprechen diese von Bombenexplosionen in der Nähe. Auch die Hilfsorganisationen seien bedroht. «Die Menschen haben Angst, verständlich, wenn man sieht, mit welcher Wucht die Angriffe geflogen werden. Manchmal ist man einfach zur falschen Zeit am falschen Ort.»
«Die Zukunft des Libanon sieht nicht rosig aus», prophezeit Sebastian Zug. Der Blick in die Zukunft sei auch ein Blick in die Vergangenheit. Und da zeige sich ein düsteres Bild: Der Staat sei gelähmt und am Zerfallen, Korruption und Machtinteressen beherrschten die Politik. Viele Menschen hätten resigniert. Und die Bevölkerung habe Angst, durch die wirtschaftlichen Folgen des Krieges zu verarmen und dass die Spannungen im Land weiter zunehmen.
Eskalation im Libanon: Millionen sind auf der Flucht