News von der Glarner reformierten Landeskirche

«Eltern geben das eigene Verhalten weiter»

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20.06.2022
Die Jugendarbeiterin Nsamba Kula zum Umgang mit dem Handy bei Kindern und Jugendlichen.

Eltern: Jugendliche werden gerne kritisiert, sie würden übermässig häufig ihr Handy nutzen. Diese Gefahr besteht jedoch nicht nur bei Jugendlichen. Es ist wichtig, dass auch Eltern den eigenen Umgang mit reflektieren. Häufig erwischt man sich selbst dabei, wie man sich in einer freien Minute mit dem Handy ablenkt. Kinder beobachten ihre Eltern und sehen dabei, wie häufig diese ihr Handy nutzen. Eltern geben den Kindern oft unbewusst das eigene Verhalten mit der Nutzung des Smartphones weiter.

Regeln für sich selbst zur Handynutzung aufzustellen, kann daher hilfreich sein. Wenn ich mit meinen Kindern (4 und 1½) spiele, nutze ich das Handy beispielsweise nicht, ebenso wenig am Esstisch. Zudem nutze ich persönlich keine sozialen Medien wie etwa Facebook, Insta-gram oder Tik Tok, denn ich weiss, dass die Ablenkungsgefahr, die davon ausgeht, für mich viel zu gross ist.

Kinder: Ein Viertel der Sechs- bis Siebenjährigen hat bereits ein eigenes Handy oder Smartphone. Dies zeigen Studien der Hochschule für Angewandte Wissenschaften aus dem Jahr 2018. Unter den Zehn- bis Elfjährigen haben 62 Prozent ein eigenes Smartphone, bei den Zwölf- bis Dreizehnjährigen sind es 97 Prozent. Mir ist bewusst, dass die Meinungen zum Thema Handykonsum weit auseinandergehen. Wichtig ist, dass die Eltern mit den Kindern in den Dialog treten, sich selbst mit den Kindern beschäftigen und nicht das Handy die tägliche Unterhaltung für die Kinder bietet. Wenn Kinder frühzeitig mit dem Handy in Berührung kommen, ist das heute beinahe -Normalzustand und per se nicht schlecht. Wichtig sind hingegen das Alter der Kinder und die Zeitdauer, während der sie das Handy benützen dürfen. Ein begrenzter, kontrollierter Konsum kann erlaubt werden. Es empfiehlt sich, mit den Kindern zu besprechen, was sie sehen dürfen.

Zudem sollten die Eltern höchstpersönlich das spezifisch für die Kinder ausgewählte Programm einstellen, denn bei einigen Anbietern wie beispielsweise Youtube besteht die Gefahr, dass das Kind innerhalb weniger Klicks zu Videos gelangt, die nicht altersentsprechend sind. Den Kindern sollte bewusst gemacht werden, dass der Handykonsum nicht zum üblichen Tagesprogramm gehört, sondern eine Ausnahme darstellt. Nur weil ihnen langweilig ist oder es regnet, sollten sie nicht automatisch das Handy zur Unterhaltung nutzen. Natürlich kann das Handy einen entlastenden Effekt für Eltern haben. Es schadet dem Kind meiner Meinung nicht, wenn es etwa bei einer längeren Autofahrt begrenzt das Handy nutzen darf.

Jugendliche: Mein Eindruck von Jugendlichen ist, dass sie recht gut über die Risiken im Internet informiert und sensibilisiert sind. Sie werden bereits in der Schule über Cybermobbing oder den Einfluss von Influencerinnen und Influencern aufgeklärt, die nur das Schönste und Beste von sich zeigen. Dennoch besteht das Risiko, dass Jugendliche in eine Abhängigkeit geraten. Deshalb sollten Eltern auf der Hut sein und den Handykonsum ihrer Kinder im Auge behalten. Es sollten klare Regeln in der Familie für die Nutzung des Handys bestehen. Manchmal kann es auch hilfreich sein, wenn die Jugendlichen das Handy über Nacht abgeben, um zur Ruhe zu kommen.

Wenn bereits Suchtpotenzial besteht, Kinder nicht mehr aufhören zu gamen oder ständig auf Social Media sind und die Eltern nicht mehr zu ihrem Kind durchdringen können, sollten Eltern keine Scheu haben, sich an eine Fachperson zu wenden.

Carmen Schirm, 20.6.2022, Kirchenbote

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