News von der Glarner reformierten Landeskirche
Gedanken zum Valentinstag

Eine Bank für die Liebe

von Stanislaus Klemm
min
13.02.2024
Am 14. Februar, dem Valentinstag, schenkt man den Geliebten Blumen, Süssigkeiten oder kleine Geschenke. Der Brauch, der aus den USA stammt, verbreitete sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa. Ein Vorschlag für einen etwas anderen Valentinstag.

Die vielen Bräuche gegenseitiger Liebesbezeugungen gehen einem Mythos nach zurück auf einen römischen Bischof Valentinus, der im 3. Jahrhundert in der italienischen Stadt Terni lebte. Unter Kaiser Claudius II. Gothicus soll er wegen seines christlichen Glaubens am 14. Februar im Jahre 268 den Märtyrertod erlitten haben, weil zu dieser Zeit die öffentliche Ausübung des christlichen Glaubens noch unter Todesstrafe stand. Bischof Valentinus hatte sich hingegen nicht an diese Weisung gehalten und Liebespaaren Gelegenheit gegeben, christlich zu heiraten. Im Jahre 496 nach Christus erklärte Papst Gelasius den 14. Februar zum Valentinstag. Paare schreiben sich seitdem Liebesbriefe oder beschenken sich mit kleinen Aufmerksamkeiten. Viele schenken sich ein Vorhängeschloss, auf das sie ihre Initialen schreiben. Anschliessend sperren sie die Schlösser an einem Brückengeländer ab und werfen die Schlüssel in den Fluss – als Symbol für ewige Liebe.

Ich würde gerne allen Paaren wünschen, dass sie sich mal wieder für ein paar Stunden Zeit füreinander nehmen, um einen Spaziergang, eine kleine Wanderung zu machen und dabei eine schöne Ruhebank zu suchen, auf der sie in aller Entspannung eine Weile rasten können. Eine solche Bank könnte geradezu ein Symbol für all das werden, was eine Liebesbeziehung immer wieder aufs Neue erfrischen, stärken und beschützen kann.

Eine gemeinsame Bank

Die Zeit auf einer solchen Bank erinnert daran, dass die gemeinsame Beziehung auch immer wieder genügend Zeit miteinander braucht, eine Zeit, Ruhe zu finden, um sich wieder ein wenig zu erholen von so vielen alltäglichen Anstrengungen, die eine jede Beziehung in Anspruch nehmen und auch ermüden können. Es ist die Zeit, den Alltag einmal zu unterbrechen, innezuhalten.                       

Ganz dicht nebeneinander zu sitzen, kann auch wieder bewusster machen, was der Dichter Antoine de Exupéry allen Liebenden ans Herz legt: dass nämlich die Liebe sich nicht nur darin erschöpft, dem geliebten Menschen in die Augen zu schauen, sondern mit ihm in die gleiche Richtung zu blicken.

Die gemeinsame Zeit auf der Bank ist eine gute Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich auszutauschen, nicht nur die Dinge des Alltags, sondern auch die eigene Beziehung wieder anzusprechen. Momentane oder auch noch nicht gelöste Probleme und Schwierigkeiten in der Beziehung könnten so rechtzeitig angesprochen werden, es könnte gemeinsam nach Lösungen gesucht werden, man könnte einander verzeihen und wieder Mut machen.

Kreative Gedanken leben lassen

Auf einer Bank spürt man in besonderer Weise seinen Partner, fühlt seine Nähe, seine Wärme, kann seinen Arm um ihn legen, kann es so richtig geniessen, nicht alleine zu sein. Ganz dicht nebeneinander zu sitzen, kann auch wieder bewusster machen, dass das, was der Dichter Antoine de Exupéry allen Liebenden ans Herz legt, wieder neu versucht werden kann: dass nämlich die Liebe sich nicht nur darin erschöpft, dem geliebten Menschen in die Augen zu schauen, sondern mit ihm in die gleiche Richtung zu blicken. So wird Zeit und Gelegenheit geschaffen für gemeinsame Ideen, Wünsche, Pläne und Zielsetzungen.

Mit dem geliebten Menschen auf einer Bank zu sitzen, das entspannt, sodass man den Blick in die Ferne schweifen lassen kann. Es lädt geradezu ein, sich auch einmal den eigenen Träumen hinzugeben, kreative Gedanken leben zu lassen, was sowohl dem Einzelnen guttut als auch zugleich jede Beziehung bereichern kann. Eine solche alltägliche Erfahrung ist wie eine Herberge, die man in seinem Leben immer wieder gerne aufsuchen möchte, in der man dann ein wenig rasten kann. Es ist dann Zeit, belastende, überflüssige Dinge aus seinem «Rucksack» zu entfernen, neue, brauchbare und nötige Dinge für die Beziehung wieder hineinzupacken.

                       
Stanislaus Klemm, Diplompsychologe und -theologe, war Mitarbeiter der Telefonseelsorge Saar und der Lebensberatung des Bistums Trier in Neunkirchen.

 

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