News von der Glarner reformierten Landeskirche

Die Reformation für «Dummies»

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15.12.2016
Vor 500 Jahren trat die Reformation ihren Siegeszug um die Welt an. Die meisten Leute kennen die Namen von Luther und Zwingli, dem deutschen und dem Schweizer Reformator. Aber sonst? Ein Crash-Kurs hilft weiter.

Die Reformation ist derzeit in aller Munde, jährt sie sich doch zum 500. Mal. Aber ist sie auch in den Köpfen? Calvin, Zwingli und natürlich Luther sind bekannte Reformatoren, die 95 Thesen sind als Zahl vielleicht noch bekannt. Aber ihr Inhalt und der historische Hintergrund? Den meisten wird in solchen Momenten klar, dass sie in Religion und Geschichte einen Fensterplatz hatten. Der «Crash-Kurs Reformation», den die Volkshochschule und die reformierten Kirchen beider Basel im Januar anbieten, setzt hier an, ergänzt und erweitert Teilwissen.

Die Freiheit, die Schrift zu lesen
Ein Beispiel: Der Begriff «Freiheit» ist eng verbunden mit der Reformation. Viele verstünden darunter eine politische Freiheit, eine Demokratisierung, und glaubten, dass die Reformation das gemeine Volk von der Kirchenobrigkeit befreit habe, sagt Gergely Csukás. Dem sei aber nicht so. Csukás ist Theologe und forscht an der Universität Bern zur Reformationsgeschichte. Er hat den Crash-Kurs erarbeitet und leitet ihn auch. «Die Reformation brachte lediglich die Freiheit, die Schrift selber zu lesen», erklärt er.

Gewissensfreiheit habe aber nur im privaten Bereich geherrscht. «Öffentlich musste man sich zu der Konfession bekennen, die von der politischen Obrigkeit vertreten wurde», sagt Gergely Csukás. Die Einheit von Kirche und Obrigkeit sei erst nach der Aufklärung zugunsten der Religionsfreiheit aufgegeben worden.

Zürich, Bern, Genf: europäische Hotspots
In Deutschland setzten die Fürsten die Reformation durch. «In der Schweiz übernahmen in Zürich und Bern die politischen Instanzen der Räte die Führung. In Genf wurde ein Rat ernannt, in dem Calvin ein hartes Regime führte, und nicht davor zurückschreckte, Abtrünnige einem strengen Gericht zu übergeben», so Csukás. Diese drei Städte seien europäisch betrachtet Hotspots der Reformation gewesen.

Basel und dessen Reformator Oekolampad dagegen zählt Csukás zu den Nebenschauplätzen, wo man sich weiterhin stark dem Humanismus verpflichtet fühlte. Hier waren es die Zünfte, die reformatorisch agitierten. Csukás legt mit seinem Kurs bewusst einen Schwerpunkt auf die Reformation in der Schweiz.

In den reformierten Gebieten wurde die Kirche in das politische System integriert – von oben. «Nur in Graubünden konnten die einzelnen Gemeinden gemeinsam mit dem Gemeindepfarrer entscheiden, zu welcher Konfession sie gehören wollten», erklärt Csukás. Man könne hier von einer Reformation von unten sprechen.

Täufer: «linker Flügel der Reformation»
Der Crash-Kurs setzt schon vor der Reformation an und fragt, weshalb überhaupt Reformen nötig wurden. Gergely Csukás bezieht auch die Gegenreformation und das Konzil von Trient ein, das als Reaktion gewissermassen die katholische Kirche «reformiert» habe. Das Ziel des Berner Theologen ist es, die Auswirkungen der Reformation über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart aufzuzeigen, und zwar nicht nur in Deutschland und der Schweiz, sondern in ganz Europa. Einen Teil des Kurses widmet er zudem dem Schicksal der Täufer, dem «linken Flügel der Reformation», wie er sie nennt.

Franz Osswald, Karin Müller / Kirchenbote / 15. Dezember 2016

Dieser Artikel stammt aus der Online-Kooperation von «reformiert.», «Interkantonaler Kirchenbote» und «ref.ch».

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