News von der Glarner reformierten Landeskirche

Denkpause

von Pfarrer Daniel Zubler
min
04.03.2025
Schon bald, bei den ersten hellen, warmen, aufreizenden Sonnenstrahlen, wird es wohl wieder soweit sein: Der Frühjahrputz ist angesagt. Was kann uns dabei der ganz alltäglich-göttliche Staub sagen?

Plastikeimer, Wischmopp, Wasserschieber, Mikrofaser-Fenstertücher, gleitwillige Fensterschaber, versehen mit Naturkautschukschmutzwasserdoppelentwässerungslippen, Nachtrockentücher (selbst-«fenster»-ständlich auch aus schnellvolumensaugender Mikrofaser). Diese Utensilien verstärkt mit allerlei «Meistern», «Proppern» und sonstigen chemischen «Blitzblankheitswässerchen» werden aus den Schränken hervorgeholt. Und hinter all diesen Reinigungserleichterungen jagt dann der «Homo Lenzus» hinterher, um sie in die richtigen Bahnen zu lenken, damit sie ja keine Schlieren oder sonstigen Spuren hinterlassen. Genannt wird dieses alljährlich sich wiederholende Reinigungsritual «Frühlingsputz» und dient der Beseitigung des Winterstaubs (und vielleicht auch zur Beruhigung des schlechten Gewissens).
Ja, Staub ist in unserer Werteskala nicht allzu hoch angesiedelt. Und seine Ansiedlung auf dem Badezimmerspiegel, auf welchem am Morgen mein Angesicht doch erstrahlen möchte, lässt mein Gegenüber eher matt aussehen (obwohl daran bestimmt nicht immer der Staub schuld ist). Staub ist also kein willkommener Gast in unserer Behausung.
Aber Staub, wer hätte das gedacht, hält für uns auch eine beinah’ göttliche Überraschung bereit.

Schauen wir in der Nacht ins Universum, sehen wir, leider durch Licht- und nicht zwingend durch Staubverschmutzung, nur einen minimal kleinen Prozentsatz der leuchtenden Sterne bzw. Sonnen. Diese Leuchten leuchten in den Weiten des Alls und wir sehen sie als kleine Punkte am Firmament. Auch unsere Sonne, wenige Lichtminuten von uns entfernt, schenkt uns ihr Licht seit einigen Milliarden Jahren. Wir sehen ihr Licht, nicht aber ihre Strahlen. Wo sind sie denn geblieben? Haben sie sich aus dem sprichwörtlichen Staub gemacht? In gewisser Weise ja.
Denn, enthält unsere Luft Nebel bzw. Dunst oder Staub, dann geschieht etwas Eindrückliches. Da an den Materiepartikeln das Licht reflektiert wird, erscheinen plötzlich die wunderbaren Strahlen der Sonne. Sie waren immer anwesend, aber wir konnten sie nicht sehen. Und jetzt: Jetzt, mit Hilfe des Staubs zeigt sich uns sozusagen das «Dazwischen»: Das sonst Verborgene zwischen der Sonne und meinem Auge. Licht muss also zuerst auf Materie stossen, damit es sichtbar wird. Das Licht muss reflektiert, gestreut werden, damit es von unserem Auge erkannt werden kann. Und dazu reicht offenbar so etwas Alltägliches wie der Staub. Erstaunlich, nicht?

Und vielleicht kann dieser Staub auch Sinnbild für Gottes Wirken bzw. seine Sichtbarwerdung sein. Dort, wo die Welt nicht fein säuberlich herausgeputzt war, hat Gott sich uns Menschen gezeigt - im Stall bei der Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2 - und ist für uns sichtbar geworden. Auch zu bedenken: Wir Menschen sind aus Staub und göttlichem Hauch des Lebens gebildet worden. Zu lesen ganz am Anfang der Bibel , Genesis 2,7.

Und wenn Gott, trotz seiner Zusage immer bei bzw. unter uns zu sein, unsichtbar bleibt, dann liegt es vielleicht daran, dass seine Strahlen nicht reflektiert werden, weil wir zu wenig Reflexionsfläche bieten. Dabei wäre es doch gar nicht so schwierig. Der ach so alltägliche Staub macht es uns vor. So wäre Gottes Wirken gedient, wenn ich mich, im übertragenen Sinne, zu einem alltäglichen Staubkorn wandle, welches die göttlichen Strahlen reflektiert und somit Gottes Wirken sichtbar werden kann. Nicht weniger, aber auch nicht zwingend mehr. Alltägliche Liebe eben. Und wenn es dann einmal vorbei ist mit meinem Wirken als Staubkorn, dann kann ich mich vertrauensvoll den Bestattungsworten hingeben: Erde zu Erde, Asche zu Asche und Staub zu Staub.

Und falls Ihnen dieser Text zu fromm erscheint, dann legen Sie ruhig Ihre Putzutensilien einen Moment zur Seite und lassen Sie sich durch den Gedanken trösten, dass wir alle «Sternen-Staub-Kinder» sind.

«Dust – What else?» Schön; - nicht?

Pfr. Daniel Zubler, Spitalseelsorger

 

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