Das erste Glarner Foodsave-Bankett
Von Johanna Göring
Lebensmittel retten, angematschte und einzelne Bananen kaufen, viel weiterverwenden und hoffentlich nicht wegschmeissen – wir alle kennen die Grundprinzipien, wie CO2-Emissionen durch Lebensmittelverschwendung im eigenen Haushalt vermieden werden können. Aber gleich ein ganzes Bankett mit einem 3-Gang-Menü für 600 Personen zubereiten? Das hört sich wahnsinnig an, ist aber während des Glarner Kantonalen Kirchentags am Pfingstwochenende 2022 Wirklichkeit geworden.
Im Gespräch mit der Programmchefin des Kantonalen Kirchentags, Cornelia Deuber, wurde klar, was für eine gewaltige Logistik dahinter steckt: Um das Gemüse und Obst einzusammeln, das weggeschmissen werden sollte, wurden schon Wochen vor dem Bankett Sammeltouren geplant. Diese natürlich möglichst ausgeklügelt, so dass in einem 20! Kilometer Umkreis um Glarus möglichst wenig CO2-Emissionen entstanden und insgesamt nur sechs Touren nötig waren. Die Lebensmittel wurden danach mit Einkochen und Einfrieren haltbar gemacht und am Tag des Banketts weiterverarbeitet.
Wie Cornelia Deuber auf die Idee kam, ein Foodsave-Bankett durchzuführen? Die Erklärung ist einfach: Ganz im Sinne des gesamten Kantonalen Kirchentags war es ihr wichtig, dass die Kirche zu den Menschen kommt und sie einlädt, an einem Tisch zu sitzen. Wie Jesus damals auch mit seinen Jüngern an einem Tisch sass und Essen und Getränke genoss, so sollten die Menschen im Kanton metaphorisch mit den Kirchen an einem Tisch sitzen können. Dementsprechend war das 3-Gang-Menü kostenlos, nur für Getränke wurde ein kleiner Obolus entrichtet.
Die Bewahrung der Schöpfung war der zweite Kerngedanke von Programmchefin Cornelia Deuber. Die Mengen an Lebensmitteln und Getränken, die heute täglich weggeschmissen werden, in so kurzer Zeit und in einem so kleinen Umkreis um Glarus herum, reichten locker aus um 600 Menschen satt und glücklich zu machen. «Irgendwann mussten wir sogar Lebensmittel ablehnen, weil wir sie nicht mehr hätten verarbeiten können», erzählt sie. «Die Menschen zu sensibilisieren, achtsamer mit den Ressourcen umzugehen und einen Teil gegen die Klimakatastrophe beizutragen, das ist enorm wichtig für mich. Und ich denke, mit diesem Abend ist es uns auch gelungen.», so Cornelia Deuber. Unterstützung für die Durchführung des Foodsave-Banketts erfuhr sie nicht nur von den Kirchen, von dem Verein Ässä fair teilä Glarnerland, sondern auch von Fabian Noser und seinem Team der Gastrowaerchstatt. GL-Events steuerten mit Palmen und der Veranstaltungstechnik einen wichtigen Beitrag zum Bankett bei. Die ideelle Unterstützung kam auch von Foodwaste.ch, die mit viel Know-How und auch finanziell die Durchführung des Foodsave-Banketts ermöglichten.
Und so verwandelte sich am Pfingstsamstag der Glarner Güterschuppen: es waren lange Tafeln gedeckt, gegessen wurde von schönem Geschirr, Palmen und dezentes Licht machten eine wunderbare Atmosphäre, die viele bei fast sommerlichen Temperaturen im Freien genossen. Die Menschen kamen miteinander ins Gespräch, während sie als Vorspeise Kürbis-Suppe oder Salat geniessen konnten, danach den Hauptgang, der aus feinem Curry mit Reis bestand, und als Nachspeise Vanille-Glacé, Apfelkuchen, Apfelmus und der obligatorische Schlagrahm. Und zwischendrin hörte man immer wieder das Erstaunen darüber, dass alles, was dort verspeist wurde, eigentlich im Müll gelandet wäre. Diskussionen darüber, wie Zuhause Lebensmittelverschwendung vermieden werden könnte. Und auch, wie Foodwaste entsteht, weil Obst und Gemüse nicht der Norm entsprechen und auf dem Feld verrotten oder die normgerechten Lebensmittel dann in den Läden zu Müll werden.
Das OK-Team des Kantonalen Kirchentags hat mit dem Foodsave-Bankett genau den Nerv der Zeit getroffen. Die Kirchen nah bei den Menschen, in der Gemeinschaft - und gleichzeitig wurde auch der Anstoss zum Schöpfung bewahren weitergegeben. Ein eindrücklicher und wunderbarer Abend.
Ein herzliches Danke an alle Sponsor:innen, Unterstützer:innen und Helfer:innen!
Sponsoren und Helfer:innen des Glarner Foodsave-Bankettes:
- Ässä fair teilä, Kanton Glarus
- Bettio Glarona Gastro AG, Näfels
- Cornetto AG, Glarus Ennenda, Schwanden
- Café-Konditorei Müller AG, Näfels
- Geska AG, Glarus
- Bioladen Ulme, Glarus
- Ida und Rudolf Schrepfer-Laager Stiftung, Glarus
- Kistler Gemüsebau AG, Reichenburg
- Migros Kulturprozent, Zürich
- Molki Netstal Milch und Fleisch AG, Netstal
- Obstbau Heinzelmann-Bäbler, Mollis
- Schnyderhof, Bilten
- secend.ch, Zürich
- Walhalla, Netstal
Das erste Glarner Foodsave-Bankett