Baustelle bis zum jüngsten Tag
Bezieht man sich auf das 1019 geweihte Heinrichsmünster, dauerte es ein halbes Jahrtausend, bis das Basler Münster in seiner heutigen Ausgestaltung gebaut war. Demgegenüber erscheinen die 35 Jahre, seit denen sich das aktuell zehnköpfige Team der Basler Münsterbauhütte um das Wahrzeichen am Rheinknie kümmert, als eine kurze Zeit. Und doch ist in diesen dreieinhalb Jahrzehnten viel erreicht worden.
«Der Allgemeinzustand des Basler Münsters ist derzeit sehr gut. Es hat sich ausgezahlt, dass wir den bedeutendsten Basler Sakralbau in den vergangenen Jahren konstant gepflegt haben», sagt Münsterbaumeister Andreas Hindemann.
Retten statt ersetzen
Während die Steinmetze bis über das 19. Jahrhundert hinaus die Sandsteine ausschliesslich ersetzten, verfolgt die Münsterbauhütte heute den Ansatz der konservierenden Restaurierung. Ziel ist es, möglichst wenig invasiv einzugreifen, also die historische Bausubstanz zu erhalten und die mittelalterlichen Originalsteine nur im Notfall durch neue zu ersetzen. «Die Originalsubstanz pflegen wir wie der Zahnarzt die echten Zähne», erklärt Hindemann.
Für Konsolidierungs- und Reprofilierungsarbeiten kommen in erster Linie der Situation entsprechende Restaurierungsmörtel zur Anwendung. Handelt es sich jedoch um gealterte Kopien oder Partien, deren Aufmodellierung nicht möglich ist, weil der vorhandene Stein zum Beispiel stark verwittert ist, wird das Stück neu gehauen.
Hauptbaustelle Chorpolygon
Im Team des Münsterbaumeisters Andreas Hindemann und des Hüttenmeisters Ramon Keller sorgen Steinmetze, Steinbildhauer und Restauratoren für die Ausführung der komplexen Restaurierungsarbeiten. Projektbezogen sind zusätzliche Spezialisten als freie Mitarbeitende im Einsatz. Leistungen wie Gerüstbau-, Dachdecker-, Spengler-, Metallbau- und Kunstglaserarbeiten erbringt das lokale Gewerbe. Derzeit befindet sich die Hauptbaustelle am Chorpolygon des Münsters. Seit Herbst 2016 ist die mehrfach gerundete, nach Osten orientierte Fassade eingerüstet.
Corona-Zeit gut überstanden
Die Corona-Zeit hat die Münsterbauhütte bisher gut überstanden. Während sich einige Mitarbeitende ins Home-Office zurückzogen, stellten andere mit genügend Abstand in der Werkstatt im St.-Alban-Tal 43 neu zu kopierende Werkstücke aus Sandstein her. Auch auf der Baustelle am Münster gibt es ausreichend Platz, um den Mindestabstand einzuhalten. Anspruchsvoller waren die Pausen. «Es brauchte einige Zeit, bis wir uns an die neuen Abstandsregeln gewöhnt hatten», sagt Hindemann.
Als Münsterbaumeister und Geschäftsführer der Stiftung Basler Münsterbauhütte koordiniert und überwacht Andreas Hindemann sämtliche baulichen Massnahmen am Münster. «Es ist ein grosses Privileg, dass wir das Münster konstant betreuen können. Somit kennen wir die neuralgischen Punkte ganz genau», erklärt Hindemann.
Jährlich 1,3 Millionen Franken
Das jährliche Budget der Münsterbauhütte beläuft sich auf rund 1,3 Mio. Franken. 825 000 Franken steuert der Kanton Basel- Stadt bei, 275 000 Franken stammen von der Evangelisch-reformieren Kirche Basel-Stadt und 180 000 Franken sind Bundessubventionen. Bei speziellen Arbeiten, wie an Figuren oder besonderen Zierelementen, kann mit zusätzlichen Spendengeldern gerechnet werden.
Die Restaurierungsarbeiten am Münster werden von der Kantonalen Denkmalpflege begleitet und erfolgen in einer klaren Systematik. Im Zeitraum von rund 25 Jahren erhält die gesamte Aussenhülle jeweils eine Rundumbetreuung. «Im Moment befinden wir uns auf der zweiten Runde. Die Arbeit wird uns also so schnell nicht ausgehen», meint Münsterbaumeister Hindemann mit einem Lächeln.
Toni Schürmann, kirchenbote-online
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