Basel: Karussell und Kirchenmusik
Auf dem Münsterplatz herrscht am ersten Novembersonntag wie gewohnt Messebetrieb. Eigentlich kein Problem, würde im Münster an diesem Sonntagabend nicht das Reformationskonzert der Basler Münsterkantorei zusammen mit dem Kammerorchester Basel aufgeführt. Der laute Messerummel und die Musik der Bahnen würden die Chor- und Orchesterpassagen glatt übertönen. Eine Planungspanne?
So könnte man es sehen, doch Basel tickt in diesem Fall einmal mehr anders. Die Verantwortlichen der Abteilung Aussenbeziehungen und Standortmarketing des Präsidialdepartements und jene der Münsterkantorei haben sich an einen Tisch gesetzt. Beiden war es ein Anliegen, das Jubiläumskonzert mit der ebenso traditionsreichen «Mäss» – sie findet seit 1471 statt – in einen Zusammenhang zu bringen. Was die beiden Parteien ausgeheckt haben, stellt beide zufrieden.
Lockendes Angebot
Am Sonntag, 5. November, wird das Konzert im Basler Münster auf den Messeplatz übertragen. Nicht einfach durch eine ganzflächige Beschallung des Münsterplatzes, nein, die geistliche Musik erklingt auf jeder Bahn. Wer zwischen 20 Uhr und 22 Uhr an diesem Abend das Riesenrad besteigt oder das Kettenkarussell, kommt in den Genuss, in beschwingter Fahrt oder auf der Höhe der Münstertürme das Konzert der Münsterkantorei und des Kammerorchesters Basel mitzuerleben.. So wird der Messebesuch zu einem doppelten Genuss und das Konzert wird nicht durch den Messerrummel gestört.
Wie aber kann die Idee realisiert werden? «Ganz einfach», erklärt Daniel Arni, Leiter Messen und Märkte: «Schon seit längerer Zeit wird die Musik der Bahnen von einer zentralen Stelle auf alle Bahnen übertragen. Damit ist es uns möglich, die Lautstärke selbst zu regeln.» Fürs Reformationskonzert müsse lediglich eine Leitung dorthin gelegt werden, dann könnten alle Bahnen mit der Konzertmusik bedient werden, so Arni. Arni erhofft sich, dass die Liveübertragung am sonst eher schwachen Messesonntag auf dem Münsterplatz viele Besucher anziehen wird.
Starke Besetzung
Glücklich mit dem Resultat der Zusammenarbeit zwischen Stadt, Kirche und Messe, sind auch die Konzertveranstalter, konzertiert doch die Basler Münsterkantorei unter Leitung von Annedore Neufeld doch erstmals mit dem Kammerorchester Basel, einem Ensemble von Weltrang.
Der Chor widmet sich im Jubiläumskonzert «500 Jahre Reformation» zu Beginn dem Lied «Ein feste Burg ist unser Gott». Ein Choral von Johann Sebastian Bach und «das Reformationslied schlechthin», wie Münsterpfarrerin Caroline Schröder Field ausführt. Weiter erklingen an diesem Abend Felix Mendelssohns «Reformationssinfonie» und die «Psalmensinfonie» von Igor Strawinsky.
Solistisch unterstützt wird die Kantorei durch Miriam Feuersinger, Sopran, Ulrike Andersen, Alt, Jakob Pilgram, Tenor, und Matthias Helm, Bass. Carl Wolf und Karl-Andreas Kolly sind am Klavier zu hören. Das Konzert im Basler Münster beginnt um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.
Franz Osswald, kirchenbote-online.ch
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