Auge um Auge, Chräbeli um Chräbeli
1. Schon im Advent beginnen
Nutzen Sie bereits die Adventszeit, um das Terrain vorzubereiten. Äussern Sie bei kleinen Dingen im Alltag subtil Ihren Unmut und gehen Sie klärenden Gesprächen konsequent aus dem Weg. Die Klärung schieben Sie auf für den grossen Knall am Weihnachtsfest.
2. Erwartungen hochschrauben
Je grösser die Erwartungen, desto höher die Fallhöhe. Wecken Sie schon im Vorfeld die Erwartung eines perfekten Festes für die perfekte Familie: Die Deko, das 7-Gang-Menü, die 25 selbst gemachten Guetzlisorten, die Stimmung – alles muss bezaubernd sein.
3. Passende Geschenke machen
Ein Geschenk sagt mehr als tausend Worte. Nutzen Sie diese Botschaft. Der Partnerin, die sich nie um die Wäsche kümmert, schenken Sie Wäscheklammern, der Tante mit dem imposanten Körpergeruch ein Deo und dem adipösen Schwager ein Fitness-Abo.
4. Kommunikationskiller benutzen
Vermeiden Sie Ich-Botschaften und verwenden Sie stattdessen unpersönliche passive Formulierungen («Die defekte Glühbirne wurde immer noch nicht ausgetauscht») und Man-Formulierungen («Man lässt die alten Socken überall rumliegen»). Generell eignen sich die Wörter «nie», «immer» und «alle» immer.
5. Religion als Spaltpilz einsetzen
Religion ist eine Ressource zum Streiten. Ist das Gegenüber eher fromm, dann sind derbe Witze über Religion das Mittel der Wahl. Hat es nichts mit Religion am Hut, dann laden Sie es mit einer vereinnahmenden Formulierung («Wir sind ja alle Christen») ein zum gemeinsamen Gebet.
6. Kinder einbeziehen
Kleinere Kinder werden automatisch irgendwann laut und nervig, wenn sie immer drinnen sind. Vermeiden Sie also Aktivitäten draussen. Sind die Kinder mal richtig aufgedreht, so springt der Konflikt leicht auf die Erwachsenen über. Dann sind belehrende Erziehungstipps an Eltern besonders hilfreich. Die Eltern rächen sich, indem sie ihre Rasselbande mit Plastik-Laserschwertern von Fisher-Price auf die Verwandtschaft loslassen.
7. Roger Köppel
Ein Festessen bietet die Gelegenheit für ein gepflegtes Tischgespräch. Am besten nehmen Sie uralte Familienfehden wieder auf und streuen Salz in unverheilte Wunden. Mangelt es in Ihrer Familie an alten Fehden, so gibt es immer noch die Politik. Bringen Sie wahlweise Sanija Ameti, Roger Köppel oder Greta Thunberg ins Spiel. Irgendjemand regt sich bestimmt auf. Und wieso nicht wieder einmal über das Coronavirus diskutieren?
8. Alkohol gezielt ausschenken
Alkohol kann den Effekt haben, dass die Gäste entspannt und fröhlich werden. Das gilt es zu vermeiden. Daher ist das Timing wichtig: Im besten Fall sind die Gäste genau dann schön angeheitert, wenn die Stimmung ins Negative kippt.
9. Handgreiflich werden
Kommt es schliesslich zur Prügelei, so mangelt es nicht an Utensilien: Weihnachtsguetzli eignen sich als Wurfgeschosse (insbesondere Chräbeli, die etwas zu lange im Backofen waren), hinter grösseren Kartonschachteln (Geschenke) können Sie sich verschanzen. Erinnern Sie sich an die Laserschwerter von Fisher-Price? Man kann alles zweimal brauchen.
Auge um Auge, Chräbeli um Chräbeli