Annette Kurschus tritt zurück
Paukenschlag in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): Die Ratsvorsitzende Annette Kurschus hat ihren Rücktritt bekanntgegeben. Die 60-Jährige legt auch ihr Amt als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen nieder, wie sie am Montag in Bielefeld vor Journalisten erklärte.
Dieser Schritt falle ihr nicht leicht, erklärte Kurschus. Es sei für sie persönlich eine schwerwiegende Entscheidung. Sie habe sich für beide Ämter mit Leidenschaft und Herzblut eingesetzt – und mit «Redlichkeit», die sie sich von niemandem absprechen lasse, wie sie hinzufügte.
Grund sind staatsanwaltschaftliche Ermittlungen wegen mutmasslichen Missbrauchs gegen einen ehemaligen Kirchenmitarbeiter, den Kurschus aus früheren Tätigkeiten kennt. Der Beschuldigte soll über Jahre hinweg junge Männer sexuell bedrängt haben (ref.ch berichtete).
Kurschus steht seit 2012 an der Spitze der westfälischen Kirche, vor zwei Jahren wurde sie zur Ratsvorsitzenden der EKD gewählt. Ende der Woche steht die Synode der westfälischen Landeskirche an, daher habe sie sich jetzt zu diesem Schritt entschieden. Vor einigen Tagen waren Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Beschäftigten des Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein öffentlich geworden. In Siegen war Kurschus ab 1993 als Gemeindepfarrerin und später als Superintendentin tätig. Nie habe sie in einem Dienstverhältnis zu dem Mann gestanden, den sie nach eigener Aussage sehr gut kennt, erklärte sie. (epd/ no)
Kirsten Fehrs übernimmt Ratsvorsitz
Nach dem Rücktritt von Annette Kurschus als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) übernimmt die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs das Amt interimistisch. Das teilte die EKD am Montag im Anschluss an Kurschus‘ persönliche Erklärung mit. Fehrs ist seit 2011 Bischöfin im Sprengel Hamburg der Nordkirche, seit November 2021 ist sie stellvertretende Ratsvorsitzende.
Fehrs erklärte laut EKD, Kurschus Schritt verdiene Hochachtung. «Für den Rat der EKD verbindet sich mit dem Rücktritt von Annette Kurschus die Verpflichtung, den eingeschlagenen Weg bei Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt konsequent weiter voranzugehen», sagte Fehrs. (epd)
Annette Kurschus tritt zurück