News von der Glarner reformierten Landeskirche
Digitale Balance im Alter

Ältere Generation zwischen Tradition und Technologie

von Carole Bolliger
min
18.09.2024
In einer Welt, die zunehmend von Technologie geprägt ist, stehen ältere Menschen vor einzigartigen Herausforderungen und Möglichkeiten. Sozialpsychologe Jakub Samochowiec gibt Einblicke in die Komplexität dieses Themas und zeigt, wie die ältere Generation von der Digitalisierung profitieren kann.

Am 1. Oktober ist der internationale Tag der älteren Generation. Die reformierte Kirche Kanton Zug lädt zusammen mit der katholischen Kirche Zug und Pro Senectute zur Veranstaltung ein. Diese steht unter dem Thema «Älterwerden zwischen Offenheit und Bewahrung».

In einer sich rasant entwickelnden technologischen Welt ist die ältere Generation besonders gefordert. Jakub Samochowiec, Sozialpsychologe mit Fokus auf gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Veränderungen, beleuchtet in seinem Referat die Schwierigkeiten und Chancen, welche die Digitalisierung für ältere Menschen mit sich bringt. Er gibt Einblicke in die Komplexität dieses Themas und zeigt auf, wie die ältere Generation von der Digitalisierung profitieren kann, ohne dabei ihre Wurzeln zu verlieren.

Viele der grössten Herausforderungen sind laut Jakub Samochowiec solche, die nicht nur ältere Menschen betreffen. Der Sozialpsychologe erklärt: «Es ist wichtig, in einem digitalen Medienangebot unterscheiden zu können, was stimmt und was nicht.» Dies umfasse nicht nur den Umgang mit gezielten Falschnachrichten oder betrügerischen Kontakten, sondern auch die Fähigkeit, zwischen wichtigen und unwichtigen Informationen zu trennen. «In einer Zeit, in der soziale Medien oft von Sensationslust geprägt sind und künstliche Intelligenz unzählige Inhalte generiert, ist diese Unterscheidung besonders wichtig.»

Technische Hilfsmittel als Assistenz

Darüber hinaus müssten ältere Menschen lernen, sich in einem Dschungel von technologischen Angeboten, Apps und Hilfsmitteln zurechtzufinden. «Es ist nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der Informationsüberflutung», so Samochowiec. Viele ältere Menschen fühlen sich von der Vielzahl an Möglichkeiten überfordert, was dazu führen kann, dass sie neue Technologien gar nicht erst ausprobieren. Trotz dieser Herausforderungen sieht Samochowiec auch Vorteile in der Digitalisierung. «Technische Hilfsmittel erlauben es, mit Freunden und Verwandten in Kontakt zu bleiben, beispielsweise durch WhatsApp-Videoanrufe mit den Enkelkindern», erklärt er. Diese Möglichkeiten fördern nicht nur die sozialen Kontakte, sondern tragen auch zur emotionalen Gesundheit bei, indem sie die Isolation verringern. Allerdings warnt Samochowiec vor den potenziellen Risiken, die mit diesen Technologien verbunden sind. «Wenn Maschinen immer bessere Entscheidungen treffen, droht die Fähigkeit verloren zu gehen, ein Gefühl für sich selbst zu haben und selbstständig zu entscheiden.» Dies könne zu einer Abhängigkeit von Technologie führen, die die Autonomie der älteren Menschen einschränkt.

 

Sozialpsychologe Jakub Samochowiec referiert am Tag der älteren
Generation in Zug.

Praktische Ratschläge

Für ältere Menschen, die sich mit neuen Technologien auseinandersetzen, hat Samochowiec einige praktische Ratschläge parat. «Bei alltäglichen Tools wie WhatsApp gilt, keine Angst vor dem Ausprobieren zu haben», ermutigt er. Es sei wichtig, sich nicht von anfänglichen Schwierigkeiten entmutigen zu lassen. Geduld und die Bereitschaft, Fehler zu machen, sind entscheidend für den Lernprozess. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Unterstützung durch jüngere Generationen. Der Sozialpsychologe empfiehlt, dass Angehörige und Freunde älteren Menschen nicht einfach die Lösungen präsentieren, sondern sie ermutigen, selbst nach Antworten zu suchen.

Eine der zentralen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist die Balance zwischen dem Bewahren von Traditionen und der Offenheit für neue Entwicklungen. Samochowiec plädiert für einen schrittweisen Ansatz: «Indem man ohne Eile einen Schritt nach dem anderen tut und nicht das Gefühl hat, überall mitmischen zu müssen.» Es sei nicht notwendig, jeder neuen technologischen Entwicklung zu folgen. «Wenn man keine NFT-Affen-Bilder im Metaverse handelt und nicht einmal weiss, was diese Worte bedeuten, hat man wahrlich nichts verpasst», fügt er schmunzelnd hinzu.

 

Tag der älteren Generation, 1. Oktober, 14 Uhr, Burgbachsaal, Dorfstrasse 12, Zug. Auskunft und Anmeldung bis am 21. September bei: Agatha Schnoz-Eschmann, Altersarbeit Pastoralraum Zug Walchwil, agatha.schnoz@kath-zug.ch, 079 322 02 97.

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