News von der Glarner reformierten Landeskirche

Als der Adventskranz 23 Kerzen hatte

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26.11.2021
Die Weihnachtstage sind voller Symbolik, Bräuche und Geschichten. Doch woher kommen diese? Ein Abstecher durch das Einmaleins der Adventszeit.

Erster Advent
Christinnen und Christen bereiten sich in den vier Wochen vor Weihnachten auf das Geburtsfest und das Kommen von Jesus Christus vor (lateinisch: advent, zu Deutsch: Ankunft). Im Mittelalter waren die Adventstage eine Fastenzeit. Mit dem ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr.

Adventskranz
Der Adventskranz wirkt mit seinen Zweigen und roten Kugeln wie ein archaisches Symbol. Doch den Brauch gibt es erst seit 1839. Damals baute der Hamburger Erzieher Johann Hinrich Wichern für seine Waisenkinder im «Rauhen Haus» einen Holzkranz mit 23 Kerzen. Jeden Morgen wurde eine Kerze angezündet. Rund 70 Jahre später setzte sich das Modell mit vier Kerzen auf einem Kranz aus Tannenzweigen durch. Die Kerzen stehen für das Licht, das Christus in die Welt bringt, die Farbe Rot für die Liebe.

Adventskalender
Der Münchner Verleger Gerhard Lang erfand den Adventskalender. 1903 druckte er die ersten Exemplare, auf welche die Kleinen bunte Bilder klebten. Später erhielt der Kalender Türchen mit den Ziffern und kleinen, süssen Überraschungen.

Barbarazweig
Am 4. Dezember gibt es den Brauch, einen Kirschzweig in eine Vase zu stellen. An Weihnachten wird er dann blühen. Der Legende nach liess sich die heilige Barbara taufen. Dafür liess der Vater sein Töchterchen einsperren und hinrichten. Auf dem Weg in die Haft verfing sich ein Zweig in Barbaras Kleid, den sie in einen Krug mit Wasser stellte. Am Tag ihrer Verurteilung erblühten die Knospen als Symbol, dass das Leben nach dem Tod weitergeht.

Nikolaus, Christkind und Santichlaus
In Kürze stehen sie wieder auf den Strassen, in Shoppingcentern oder heimischen Stuben: ältere Herren mit weissem Rauschebart und rotem Mantel. An kaum einer anderen Figur lässt sich der ideologische Grabenkampf der christlichen Kirchen besser illustrieren. Seit Hunderten von Jahren stellen Kinder am Vorabend des 6. Dezembers, des Gedenktags des heiligen Nikolaus, ihre Schuhe vor die Türe. Am Morgen sind sie dann mit Süssigkeiten und Nüssen gefüllt. Der Brauch geht zurück auf den einstigen Bischof von Myra in Kleinasien, der Hungernde vor dem Tod rettete. 1087 wurden Nikolaus’ Gebeine nach Bari in Italien verschleppt, der Mann wurde Europäer. Vielerorts wird der Nikolaus vom Knecht Ruprecht begleitet, der schwarz gekleidet und in Ketten das Böse verkörpert. Ruprecht bedroht die Kinder, während Nikolaus sie als Schutzpatron beschützt.

Die Reformation setzte dem Heiligenkult ein Ende. Doch die evangelischen Kinder sollten nicht leer ausgehen. Deshalb erfand Martin Luther das Christkind als Gabenbringer. Dem Volk waren die konfessionellen Unterschiede egal: So bringt heute der Nikolaus am 6. Dezember die Nüsse und Süssigkeiten und das Christkind am 24. Dezember die Geschenke.

Doch damit nicht genug: Nikolaus’ Geschichte setzt sich in den USA fort. 1863 zeichnete der deutsche Auswanderer und Karikaturist Thomas Nast für die Wochenzeitung «Harper’s Weekly» einen Santa Claus. Die Figur ist ein Mix aus dem holländischen Sinterklaas und dem englischen Father Christmas. Als guter Patriot trägt sein Santa Claus im amerikanischen Bürgerkrieg einen Mantel mit Sternenbanner. Ab 1920 wird der Weihnachtsmann rot-weiss gekleidet. Mit diesen Farben wird der einstige Bischof zum Werbeträger des aufstrebenden Coca-Cola-Unternehmens.

Der Weihnachtsbaum
Grüne Zweige im Winter vermittelten schon im Mittelalter Hoffnung. Man hängte Misteln, Tannen- oder Eibenzweige auf als Zeichen des Lebens und um die bösen Geister zu vertreiben. 1419 wurde erstmals ein Weihnachtsbaum erwähnt, behängt mit Äpfeln, Nüssen und Lebkuchen. Er stand im Freiburger Heiliggeistspital, bis er jeweils am Neujahr geplündert wurde. Im Mittelalter stellte man die Weihnachtsbäume im Freien auf. Mit dem Erstarken des Bürgertums im 18. Jahrhundert wurde es vorab bei den Protestanten Mode, sich den Tannenbaum in die Stube zu holen. Bei den Katholiken war es die Krippe. Die Kerzen kamen erst im 19. Jahrhundert an den Baum, die Produktion aus Stearin und Paraffin machte sie bezahlbar.

Tilmann Zuber, kirchenbote-online

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